Universitäten und Fachhochschulen erleichtern beruflich qualifizierten Quereinsteigern den Zugang

Viele Wege führen an die Hochschule. Inhaber von Meister- und vergleichbaren Abschlüssen sowie Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung können an vielen Hochschulen direkt ein Studium aufnehmen. Teilweise ist auch das Ablegen einer Begabten- oder Eignungsprüfung möglich. Außerdem lassen einige Hochschulen geeignete Bewerber nach einem Probestudium zu.

Nach Berechnungen des CHE Centrum für Hochschulentwicklung studieren derzeit so viele Personen ohne allgemeine Hochschul- und Fachhochschulreife wie nie zuvor in Deutschland. Zwischen 2010 und 2014 hat sich die Zahl ausgehend von 25.700 Studierenden ohne Abitur fast verdoppelt. Parallel dazu haben alle Bundesländer ihre gesetzlichen Zugangsmöglichkeiten zum Studium ohne Abitur deutlich ausgeweitet. Wer an die Berufsausbildung ein Studium anschließen möchte, hat verschiedene Möglichkeiten, unter anderem bieten einige Hochschulen ein Probestudium oder spezielle Zulassungsprüfungen an. Zudem können beruflich erworbene Kompetenzen bis zu 50 Prozent auf ein Bachelor-Studium angerechnet werden, wenn sie gleichwertig mit dem Studium sind.

Im Hamburger Hochschulzulassungsgesetz ist eine Vorab-Quote von drei Prozent für Bewerber ohne schulische Hochschulzugangsberechtigung in grundständigen Studiengängen festgelegt. Zudem hatte die Hansestadt mit einem Anteil an Studienanfängern ohne Abitur von mehr als fünf Prozent 2014 bundesweit die Nase vorn.

Einen regelrechten Boom hat es auch bei der Zahl der beruflich Qualifizierten gegeben, die ein Studium erfolgreich abgeschlossen haben. Diese kletterte 2014 im Vergleich zum Vorjahr um rund 1000 auf insgesamt 5300. Das entspricht einer Steigerung um 22 Prozent. Aus dem bunten Mosaik der heutigen Bildungsbiografien am Campus sind Studierende ohne schulische Hochschulzugangsberechtigung somit nicht mehr wegzudenken. „Vor allem Fachhochschulen haben sich für berufliche Qualifizierte geöffnet“, sagt Sigrun Nickel, Leiterin Hochschulforschung beim CHE.

Besonders attraktiv für Quereinsteiger sind Fern-Unis

Die Hochschule, die bundesweit die meisten Studienanfänger ohne schulische Hochschulzugangsberechtigung aufweist, ist die FernUniversität in Hagen. Aber auch die HFH Hamburger Fern-Hochschule, die Universität Hamburg und die Europäische Fern-Hochschule Hamburg liegen in der Gunst der Studierenden sehr weit vorn. „Fernstudiengänge sind für diese Zielgruppe besonders attraktiv. Allerdings erfordert diese Form des Studiums viel Selbstdisziplin, die nicht jeder aufbringen kann“, so Sigrun Nickel.

Bei der Fächerwahl entschied sich die Hälfte der Erstsemester ohne schulische Hochschulzugangsberechtigung für einen Studienplatz im Bereich Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Dahinter folgen die Sprach- und Kulturwissenschaften sowie die Ingenieurwissenschaften mit 14 beziehungsweise 13 Prozent. Bemerkenswert ist, dass 2014 rund 10 Prozent ein Studium im Bereich Medizin/Gesundheitswissenschaften aufnahmen. „Dieser deutliche Zuwachs kann eine Folge der fortschreitenden Akademisierung von Gesundheitsberufen sein“, so die Einschätzung von Sigrun Nickel.

Informationen gibt es im Online-Studienführer „Studieren ohne Abitur“ des Gemeinnützigen Centrums für Hochschulentwicklung und des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft. www.studieren-ohne-abitur.de