Wer einen Berufswechsel anstrebt, hat verschiedene Möglichkeiten von der dualen Ausbildung bis zum Studium

Es gibt zahlreiche Lebenssituationen, in denen Menschen eine Umschulung anstreben. Häufig sind gesundheitliche Probleme dafür verantwortlich, dass die bisherige Arbeit nicht weiter ausgeübt werden kann. Zudem kommt es immer wieder vor, dass die Nachfrage im eigenen Beruf aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung zurückgegangen ist und Arbeitslosigkeit droht. Auch wer auf der Karriereleiter klettern möchte, kann von den zusätzlichen Qulifikationen einer Umschulung profitieren.

Zur Auswahl stehen verschiedene Modelle. Die betriebliche beziehungsweise duale Umschulung teilt sich wie bei der dualen Ausbildung in einen praktischen Ausbildungsteil im Unternehmen und einen theoretischen Teil in der Berufsschule. Vorteil: Die Umschüler erhalten ein fest geregeltes Ausbildungsgehalt. Bei einer schulischen Umschulung findet der Unterricht ausschließlich an einer Berufsschule oder einer Berufsfachschule statt, für die häufig auch ein Schulgeld anfällt. Bei einer überbetrieblichen Umschulung übernehmen private Bildungsträger die Funktion eines Ausbildungsbetriebes und vermitteln die nötigen praktischen Fähigkeiten, die dann durch theoretischen Unterricht ergänzt werden. In einzelnen Betrieben werden zusätzlich Praktika verlangt.

Umschulungen in Teilzeit oder als Fernunterricht bieten sich an, wenn man zeitlich oder örtlich eingeschränkt ist. Zu den Einrichtungen, die Umschulungen anbieten, gehören beispielsweise Betriebe der freien Wirtschaft, Berufsfachschulen sowie private oder öffentliche Bildungsinstitute. Die Ausbildungsdauer einer Umschulung ist in der Regel um etwa 30 Prozent gegenüber der üblichen Ausbildungszeit verkürzt und beträgt zwischen 21 und Monaten. Denn es wird davon ausgegangen, dass beim Umschüler aufgrund der Erstausbildung grundlegendes Allgemeinwissen und berufliches Basiswissen vorhanden ist.

Von den knapp 70.000 Arbeitslosen in Hamburg haben etwa 53 Prozent keinen formalen Berufs- oder Studienabschluss. „Viele An- und Ungelernte unterschätzen die lebenslange Wertigkeit eines Berufsabschlusses. Zudem müssen sie immer wieder mit erneuter Arbeitslosigkeit umgehen, was sich praktisch auf alle Lebenslagen auswirkt. Auch deshalb investieren wir in berufliche und abschlussbezogene Bildung von arbeitslosen Menschen“, sagt der Sprecher der Arbeitsagentur Hamburg, Knut Böhrnsen.

Die Erfahrung zeige, dass die Absolventen einer Umschulung gesucht seien und normalerweise besser als vor einer Umschulung verdienen. „Gefragt sind derzeit beispielsweise Steuerfachangestellte, Mechatroniker, Speditionskaufleute, Lagerfachkräfte und Berufskraftfahrer. Darüber hinaus gibt es viele freie Stellen für Fachkräfte in den Bereichen Sanitär und Heizung, Elektronik und Metall, Alten- und Krankenpflege sowie im Gastgewerbe“, erläutert Böhrnsen.

Reine Anwesenheit reicht nicht für die Prüfung

Bevor man eine Umschulung beginnt, sollte man die potenzielle Umschulungseinrichtung unter die Lupe nehmen. Dabei kann es hilfreich sein, mit den dort Lehrenden und Lernenden zu sprechen. Absolventen können meistens wertvolle Informationen über die Qualität der Einrichtung liefern. Außerdem kann es sinnvoll sein, sich nach dem Ruf der Einrichtung bei Arbeitgebern zu erkundigen. Ein wirklichkeitsgetreues Bild eines Berufes verschafft man sich am besten im Rahmen eines Praktikums. Viele Betriebe sind gern bereit, Interessierte für ein paar Wochen reinschnuppern zu lassen. Für manche Umschulungen ist ein vorausgehendes Praktikum sogar vorgeschrieben, das sollte bei der zeitlichen Planung berücksichtigt werden. „Darüber hinaus sollte man sich klar machen, dass eine Umschulung anstrengend ist und dass es eine Menge zu lernen gibt. Um die Abschlussprüfung zu schaffen, reicht reine Anwesenheit nicht aus. Am besten ist, wenn auch das persönliche Umfeld mitspielt.“ Ein Studium kann ebenfalls eine sinnvolle Option sein. Mit einer Voll- oder Teilzeitstelle lassen sich berufsbegleitende Studiengänge meistens gut vereinbaren. Fernstudiengänge haben den Vorteil, dass man zeit- und ortsunabhängig lernen kann. Daneben existieren Präsenzstudiengänge, bei denen der Unterricht zeitlich festgelegt sind. Und dann gibt es noch Mischformen beider Konzepte.

Von heute auf morgen lässt sich ein berufsbegleitendes Studium allerdings nicht meistern. Für den Bachelor sind drei bis fünf Jahre einzuplanen, für den Master zwei bis vier Jahre. Wem die Doppel- oder gar Dreifachbelastung zu viel wird, kann vielleicht eine Weile in Teilzeit arbeiten. Immerhin haben Arbeitnehmer, die mindestens sechs Monate bei einem Arbeitgeber beschäftigt sind, Anspruch auf eine Teilzeittätigkeit. Und schließlich gibt es in den meisten Bundesländern ein verbrieftes Recht auf bezahlten Bildungsurlaub.

7. Hamburger Bildungskiez: Am 29. September stellen sich von 12 bis 18 Uhr im Foyer des Hühnerpostens 37 Weiterbildungseinrichtungen vor. Die Teilnahme ist kostenlos. Weitere Infos unter www.weiterbildung-hamburg.net