Ich gebe zu, ich bin froh, dass La Mannschaft verloren hat! So, jetzt ist es raus. Wie ich dazu komme? Nun, die letzten Wochen waren hart für mich. Seit die EM am 10. Juni begonnen hat, haben mich etliche meiner Freunde gemieden, wie der Teufel das Weihwasser. Weil ich in ihren Augen kein „richtiger“ Fan bin und mich das Fußballfieber nur befällt, wenn EM oder WM angesagt sind. Und sie haben noch eins draufgesetzt: „Du hast ja nicht mal Ahnung vom Spiel.“ Stimmt alles. Fußball interessiert mich in der Tat nur im Sonderfall, wenn mein Sohn spielt oder eben EM bzw. WM ist. Sachkenntnis ersetze ich durch Leidenschaft. Mein Torjubel ist allerdings legendär, behaupte ich mal. Nützt aber nix. Wie eine Aussätzige haben sie mich behandelt, alle meine Freunde, für die Fußball mindestens die zweitschönste Nebensache der Welt ist. Sie rollten mit den Augen, wenn ich mal was zum Spielverlauf gesagt habe. Auf Fragen reagierten sie genervt wie auf einen Welpen, der nicht stubenrein ist.

So kam es jedenfalls, dass meine sozialen Kontakte seit dem 10. Juni stark eingeschränkt waren. Wenn ich Fußball geguckt habe, dann meist allein. Manchmal mit einer Freundin, die wie ich das „Huh“ der Isländer noch viel schöner fand als das Tor von Draxler im Achtelfinale gegen die Slowakei.

Rückblickend, Stand gestern, lässt sich sagen: Wir gingen getrennte Wege, meine Freunde und ich. Nach dem Aus von La Mannschaft ist das – endlich – vorbei. Es kommt noch schöner: Wir gehen heute Abend essen. Mir ist, als hätte sich Ronaldo für ein Selfie zu mir gesellt. Ich weiß auch schon worüber wir reden: das Wetter.