Die Haushaltstechnik wird immer „smarter“, aber wird es der Bürger auch? Die Gefahren des „Internets der Dinge“

Es ist eine schöne neue Welt: Der Kühlschrank meldet sich und schlägt Alarm, dass Milch und Butter zur Neige gehen; die Waschmaschine beklagt sich vorbeugend über erste Kalkablagerungen auf den Heizstäben; das Fitnessarmband lobt unsere sportliche Akti­vität und ist mit der Herzfrequenz zufrieden. Und wenn wir beladen mit Tüten vom Einkauf nach Hause kommen, öffnet uns das Haus die Tür.

Im internationalen Sprachgebrauch wird das positiv besetzte Wort smart – was ja so viel wie intelligent und clever bedeutet – kombiniert mit „Home“ (zu Hause) oder „Wearables“ (am Körper getragene Geräte). Die „Smart Technology“ ist weltweit mit Siebenmeilenstiefeln auf dem Vormarsch. Die Vernetzung etwa von Haustechnik und Haushaltsgeräten (Heizung, Beleuchtung, Küchengeräte, Unterhaltungselektronik, Sicherheitstechnik) im Smart Home oder die Messung und intelligente Steuerung des Energie- und Wasserverbrauchs im „Smart Metering“ werden inzwischen von allen großen Energieversorgern sowie Elektronikherstellern und -händlern angeboten.

Das Smart Home kann die erhobenen Daten speichern und bestimmte Abläufe automatisieren. Es ist an das Internet angeschlossen und erlaubt dem Besitzer etwa, im Spanien-Urlaub vom Hotel aus die vitalen Daten seines Hauses zu überprüfen – und per Überwachungskamera festzustellen, ob sich kein Unbefugter darin aufhält.

Das Smart Home kann auch die Luft im Haus auf gefährliche Stoffe, auf Pollen oder zu viel Kohlenmonoxid überprüfen. Die Daten werden über Technologien mit Namen wie Z-Wave oder KNX und auf verschiedenem Wege übertragen – per Bluetooth, WLAN, Strom- oder Datenleitung.

Das sogenannte „Internet der Dinge“ bezeichnet die Verknüpfung von physischen Objekten mit dem weltweiten Netz. Manche Vorgänge sind schon selbstverständlich geworden – etwa, dass der Drucker uns einen niedrigen Tintenstand in der Patrone meldet, dass unser Auto einen technischen Defekt registriert oder dass wir den Weg eines Paketes für uns im Internet verfolgen können. Künftig könnte es möglich sein, dass ein an das Internet angeschlossener Bürostuhl vom Hersteller aus der Ferne perfekt für unseren Körper eingestellt wird.

„Smart Technology“ ist häufig sehr sinnvoll und kann das Leben enorm erleichtern. Die schöne neue Welt hat jedoch auch ihre dunklen Seiten. Hacker könnten die über das Handy übertragenen Gesundheitsdaten von Fitnessarmbändern abgreifen. Der südkoreanische Technologiehersteller Samsung warnte seine Käufer, dass das Stimmerkennungsprogramm in seinen Smart-TVs persönliche Gespräche im Wohnzimmer aufzeichnen und an Drittanbieter senden könne.

Smarte Fernseher senden ungefragt Daten über den Gerätetyp und die angewählten Kanäle. Aus den Daten lässt sich grob der Standort des Gerätes ablesen – wie auch „intelligente Autos“ den Standort des Fahrers verraten. Die Suchmaschine Shodan kann das Internet auf ungeschützte Überwachungs­kameras durchsuchen. Man könnte dabei Einblick in Schlafzimmer erhalten oder feststellen, wo niemand zu Hause ist. Shodan ist als „gefährlichste Suchmaschine der Welt“ bezeichnet worden. Die vernetzte Puppe „Hello Barbie“, die sich mit Kindern unterhalten kann, geriet in den USA in die Kritik, weil das Spielzeug Gespräche aufzeichnete und zur Auswertung an den Server der Firma schickte.

Und natürlich ist das „Internet der Dinge“ einfach zu verlockend für Geheimdienste. Anfang dieses Jahres hielt James Clapper, der mächtige „Director National Intelligence (DNI), der die offiziell 17 Geheimdienste der USA führt und koordinieren soll, eine Rede vor dem Senatsausschuss Commitee on Armed Services. Darin kündigte Clapper an, auch das „internet of things“ künftig für die ausufernde Spionagetätigkeit der USA einzuspannen. Nun werden also auch Kühlschränke, Autos, Thermostate, Überwachungskameras und Puppen zu „informellen Mitarbeitern“ von CIA, NSA, FBI und anderen Diensten werden. Eine schöne neue Welt.