Berlin.

Etwa jeder vierte Schüler mit einer Lese-Rechtschreib- oder Rechenschwäche (26,4 Prozent) ist schon einmal Opfer von Mobbing geworden. Jugendliche in den Klassen sechs bis zwölf seien häufiger betroffen als Kinder der Klassen eins bis fünf. Zwischen Jungen und Mädchen gebe es keine wesentlichen Unterschiede. Das ist das Ergebnis einer Kurzstudie der Duden Institute für Lerntherapie. Dafür sind Daten von Diagnosegesprächen mit über 200 Kindern und Jugendlichen sowie deren Eltern ausgewertet worden.

Mobbing äußert sich den Angaben zufolge überwiegend in psychischer Gewalt – sozialer Ausschluss, Beleidigungen, sarkastische Bemerkungen (98,1 Prozent). In nur 7,6 Prozent der Fälle berichteten Kinder, Jugendliche oder Eltern auch von physischer Gewalt.

Außergewöhnlich oft litten Mobbingopfer unter weiteren psychosozialen Belastungen. So zeigten sich bei
83 Prozent der Betroffenen Symptome wie Ängste, Depressionen, Defizite bei der Aufmerksamkeit, sozialer Rückzug oder Schulvermeidung.

Der Studie zufolge wird Mobbing dabei längst nicht nur von Kindern an Kindern verübt, oftmals würden auch Erwachsene „als Täter in Erscheinung“ treten. In 62,3 Prozent der Fälle werden Mitschüler als Täter benannt, aber in 45,3 Prozent auch Erwachsene – Lehrer, Erzieher und Schulpersonal. Vor allem herabwürdigende Äußerungen von Erwachsenen, die sich auf die Lernfähigkeit der Kinder bezogen, seien als nachhaltig verletzend empfunden worden. Betroffene berichteten in dem Zusammenhang von Bezeichnungen wie „lernbehindert“, „persönlichkeitsgestört“ oder „minderbegabt“ sowie von Aussprüchen wie „Du kannst gar nichts“.

„Die Tatsache, dass teilweise Lehrkräfte als Mobbingtäter benannt werden, muss differenziert betrachtet werden: In vielen Fällen waren Lehrer auch wichtige Unterstützer betroffener Kinder“, sagt Lorenz Huck, Psychologe, Lerntherapeut und einer der Autoren der Studie. Huck fordert von den Schulen, dass diese noch offener damit umgingen, „dass Kinder in unterschiedlichem Tempo lernen und manche mehr Schwierigkeiten haben als andere“. Um Mobbingproblemen entgegenzuwirken, sollte in Klassen- und Schulregeln der menschliche Umgang mit unterschiedlichen Leistungsniveaus sehr offensiv thematisiert werden.