Nach einer Wäsche sieht der Wagen nicht nur gut aus. Die Pflege dient auch der Werterhaltung

Gebrauchte Fahrzeuge sind teilweise schwer verkäuflich. Vor allem kann der Privatmann froh sein, wenn er seinen Boliden zu einem angemessenen Preis veräußern kann. Bevor Olaf Hertel seinen zehn Jahre alten Passat zum Verkauf anbot, brachte er ihn daher zunächst zu einem Fachbetrieb für Autoreinigung. Dort wurden der gröbste Schmutz, die Teerflecken und die auf dem Glas und Lack befindlichen Aufkleber entfernt. Auch die Stoffpolster, die Armaturen, der Kofferraum, die Fußmatten und der Fahrzeughimmel, der durch das jahrelange Rauchen im Wagen stark in Mitleidenschaft gezogen war, kamen in den Genuss einer fachmännischen Reinigung.

„Das Auto strahlte anschließend fast wie neu und außerdem roch es wirklich gut. Die knapp 150 Euro, die ich für die Innen- und Außenreinigung investiert habe, waren somit gut angelegt, denn ich habe sogar noch ein wenig mehr für den Wagen bekommen als ursprünglich erhofft“, sagt Hertel. Seinen jetzigen Wagen will er regelmäßig reinigen lassen. Eine gute Entscheidung, denn die Autohaut braucht stetig Pflege – und das nicht nur im Winter, wenn ihr aggressives Streusalz zusetzt.

Denn ähnlich wie die menschliche Haut im Sommer besonders beansprucht wird, ist auch der Autolack gerade in den wärmeren Monaten erheblichem Stress ausgesetzt. Die Sonne selbst ist dabei das geringste Problem. Viel schlimmer ist der klebrige Sprühregen aus Baumharz. Wer sein Auto unter den falschen Bäumen parkt, kann sein blaues Wunder erleben. Innerhalb weniger Stunden ist das Fahrzeug von Millionen kleinster Baumharz-Tröpfchen überzogen und die Oberfläche wird unansehnlich stumpf. Das sei nicht nur ein optisches Problem, betont Sigrid Pook vom Bundesverband Tankstellen und gewerbliche Autowäsche Deutschland (BTG): „Farben-Experten haben herausgefunden, dass die leicht öligen Sub-stanzen vieler Baumharze die Klarlack-Oberflächen angreifen können. Pappel, Birke und Ahorn gelten als besonders aggressiv. Doch auch unter anderen Bäumen, etwa den Eichen, regnet es Baumharz.“

Viele Waschstraßen haben spezielle Cabrio-Programme

Noch viel unangenehmer sei die Wirkung von Vogelkot. Er kann bei verspäteter Beseitigung dauerhafte Schadstellen auf dem Lack verursachen. Wenn der Wagen dann noch längere Zeit in der Sonne steht, wird der Vogeldreck regelrecht eingebrannt. Auch Insektenreste, die vor allem nach längeren Fahrten auf den Scheiben und Lackflächen kleben, können die sonst glatten Oberflächen wie grobes Schmirgelpapier aussehen lassen. Ein Insektenfilm auf der Windschutzscheibe kann sogar gefährlich werden. Denn nach Einschalten des Scheibenwischers entsteht oft ein Schmierfilm, der sich selbst durch das Reinigungsmittel im Wischwasser nicht auflöst und dem Fahrer die Sicht vernebelt. Deshalb sollten auch die Wischblätter nach jeder Wagenwäsche mit Papier abgewischt werden.

Ob Baumharz, Vogeldreck oder Insektenreste: Lack-Stress und eine schlechte Sicht kann man sich durch regelmäßige Autowäschen ersparen. In professionellen Waschanlagen wird das Fahrzeug gründlich und schonend von klebrigen und oftmals auch aggressiven Rückständen befreit. Das dabei eingesetzte Wasser wird hinterher umweltschonend durch eine Recyclinganlage geleitet.

Der BTG empfiehlt Autobesitzern zusätzlich zu einem normalen Waschprogramm ein Konservierungsprogramm mit Hartwachs. Dieses sorgt nicht nur für Glanz und abperlendes Wasser, sondern schützt den Lack über einige Wochen. Eine zeitaufwendige manuelle Lackpflege erübrigt sich dadurch. Auch Cabrios dürfen in die Waschanlage. Viele moderne Waschstraßen haben inzwischen spezielle Cabrio-Programme, bei denen der Anpressdruck der Reinigungswalzen reduziert und die Hochdruckdüsen abgestellt sind. Denn gerade bei textilen Dächern sind die Nähte ein latent neuralgischer Punkt. „Sofern Dach und Dichtungen intakt sind, ist der Besuch einer Profi-Waschanlage für Cabrios generell unbedenklich“, sagt Volker Schlicht aus der Abteilung Forschung und Entwicklung der Chemischen Fabrik Dr. Stöcker. „Dies gilt sowohl für Fahrzeuge mit Kunststoffdach als auch für zusammenklappbare Metalldächer.“

Auch die von manchen Cabrio-Besitzern befürchteten Flecken auf dem Dach sollten in Profianlagen nicht auftreten. „Die Chemie ist heute für Cabrios kein Problem mehr, da die Mehrheit der Betreiber keine aggressiven Waschmittel einsetzt“, so Pook.

Besonders Regentage bieten sich für eine gründliche Wäsche an. Denn dann sind hartnäckige Schmutzreste vorgeweicht und lassen sich schneller entfernen. Der ADAC rät dazu, die Waschqualität am gewaschenen Fahrzeug „abzulesen“: Weder Preis noch Waschdauer seien Qualitätsmerkmale für Waschanlagen oder -straßen. Dabei zeige die gängige Praxis, dass ein Auto erst durch die Vorwäsche mit dem Dampfstrahler richtig sauber werde. Hier hätten Waschstraßen einen Vorteil gegenüber Portalanlagen, bei denen ein Tor mit Waschelementen über das stehende Fahrzeug fährt. Der Grund: In Waschstraßen werden die Fahrzeuge normalerweise manuell mit einer Hochdrucklanze eingesprüht. Dadurch werden die Problemstellen wie Rückspiegel, Windschutz- scheibe und Räder besser gesäubert.

Entsteht während einer Wäsche ein Schaden am Auto, muss der Kunde beweisen, dass der Schaden in der Waschanlage entstanden ist. Daher ist es ratsam, das Fahrzeug sofort nach Verlassen der Waschanlage auf eventuelle Schäden zu überprüfen. Etwaige Schäden sollten sofort beim Betreiber gemeldet werden. Denn je später ein Schaden entdeckt und gemeldet wird, desto schlechter stehen die Chancen glaubhaft zu machen, dass der Schaden tatsächlich in der Waschanlage entstanden ist.

Ob man nun die bequeme automatisierte Wäsche in einer Waschstraße beziehungsweise in einer Portalanlage vorzieht oder in einer SB-Box selbst Hand anlegen möchte: Alle Profi-Anlagen haben eines gemeinsam. Sie unterliegen strengen Umweltschutz-Auflagen.

Weitere Informationen: www.autowaschen.de