Sie haben es sicher mitbekommen: Für Kunden von Kabel Deutschland und des Mutterkonzerns Vodafone ist es vorgestern zum GAU gekommen: Totalausfall ab 17.30 Uhr. Telefon, Internet – nichts ging, teilweise nicht mal Fernsehen. 1,8 Millionen Kunden bundesweit waren betroffen. Und ich!
Die bittere Erkenntnis dieses denkwürdigen Abends: Ich bin ein Netzjunkie. Bislang habe ich das immer vehement abgestritten, sogar vor mir selbst. Doch seit gestern weiß ich – ich muss auf Entzug.
Dass was im Busch war, merkte ich schnell. Mein Sohn, einer von diesen 16-Jährigen, die das Haus gern ohne Jacke verlassen, aber nie, wirklich niemals ohne Handy, zog ein Gesicht als hätte ihn irgendjemand zum Aufräumen seines Zimmers verdonnert. Da zwar das WLAN außer Kraft gesetzt war, er aber noch über die mobilen Daten Zugang zur virtuellen Welt hatte, war via Twitter schnell der Hashtag Kabel Deutschland (#kabeldeutschland) und damit die Erklärung des häuslichen Notstandes gefunden.
Ich habe dann getan, was Mütter in so einem Fall tun: Ihn ermahnt, er solle sich nicht so hängen lassen, daran erinnert, dass es ein Leben ohne Netz gibt, dass sich Zeit auch ohne YouTube, E-Mails, Facebook und Snapchat füllen lässt. Eine Zeitlang hat er mir tatsächlich zugehört. Dachte ich jedenfalls. In Wirklichkeit aber hat er mich beobachtet, mit der Schonungslosigkeit eines Pubertanten, der ganz klar sieht, sie meint das gar nicht so. Und sagt es dann auch noch: „Du kannst doch selbst nicht ohne!“
Die Erkenntnis verschlug mir die Sprache. Ziemlich bedröppelt habe ich nacheinander versucht, ein Buch zu lesen, einen Brief zu schreiben, Wäsche zu bügeln. Nichts davon habe ich zu Ende gebracht. Aber jedes Mal war mein Sohn zur Stelle. Grinsend und bester Laune.