Neuendeich. Aus beliebtem Neuendeicher Café soll ein Vollrestaurant werden. AktivRegion Pinneberger Marsch & Geest unterstützt das Projekt eines Holmer Gastronomenehepaares

„Schönes Leben auf dem Lande“ — beim Ehepaar Stacklies ist der Name ihres Neuendeicher Cafés Programm. Die Tortenstücke sind groß, die Aussicht auf die Marsch ist schön, hinter dem 1592 erbauten Reetdachhaus fließt gemächlich die Pinnau. „Wir haben das Café im Oktober 2011 eröffnet und danach die Tür nicht mehr zugekriegt“, sagt Jens Stacklies. Mit dem Rückenwind des Erfolgs soll nun der Betrieb erweitert werden.

580.000 Euro wollen Taika und Jens Stacklies investieren, um aus dem Café ein Vollrestaurant zu machen. Die Entscheidung, den Schritt zu wagen, fiel allerdings erst, nachdem die AktivRegion Pinneberger Marsch & Geest beschlossen hatte, das Projekt zu unterstützen. 100.000 Euro fließen aus Brüssel über den Trägerverein des EU-Hilfsprogramms im Kreis Pinneberg an das Unternehmen des Gastronomenehepaars zum „Ausbau eines historischen landwirtschaftlichen Gebäudes in der Gemeinde Neuendeich zu einem Vollrestaurant mit Veranstaltungsfläche“, so der offizielle Titel des Projekts. „Ohne diesen Zuschuss hätten wir es nicht gemacht“, sagt Jens Stacklies. Sie würden praktisch den Kaufpreis des Hauses noch einmal in das Gebäude stecken.

Des Lobes voll für die Initiative des Holmer Ehepaares ist Jürgen Manske, Vorsitzender der Pinneberger AktivRegion. „Der Titel des Projekts der Stacklies- Unternehmensgruppe fasst das Ziel der AktivRegion treffend zusammen. Schönes Leben auf dem Lande — genau dieses möchten wir mit Geldern des EU-Landwirtschaftsfonds fördern und somit Projekte im ländlichen Raum unterstützen“, sagt er.

Wie überzeugend das Projekt auf die Entscheider im Vorstand der AktivRegion wirkte, belegt seine Bewertung. Mit 29 Punkten sei es die bisher beste Beurteilung, die bei der Pinneberger AktivRegion vergeben worden sei, berichtet Manske. Besonders in den Kriterien „Mit Ressourcen nachhaltig umgehen“ und „Arbeitsplätze schaffen“ konnte das Umbauvorhaben mit Höchstpunkten aufwarten.

Die zahlreichen bürokratischen Hürden, die bis zur Genehmigung zu überwinden waren, spiegeln sich in dem Geschenk wider, das Manske zur Übergabe des Bewilligungsbescheides der Landesregierung mitgebracht hatte. Er schenkte den Stacklies’ einen Aktenordner, in dem sämtliche Papiere abgeheftet werden müssen.

Nach dem Ausbau wird dem Besucher die größte Neuerung gleich ins Auge fallen. Wo sich jetzt noch der ehemalige Kuhstall befindet, können die Gäste dann in einer gläsernen Küche die Zubereitung der Speisen verfolgen. Die schöne Aussicht auf die Seestermüher Marsch können die Gäste in Zukunft noch besser genießen. Zwei Wintergärten werden an die historische Kate angebaut. Die Erweiterung soll sich optisch dem Baustil des ehemaligen landwirtschaftlichen Betriebes anpassen. Wo der spezielle Charakter und die Architektur mit Eichenbalken bei früheren Umbauten abhanden gekommen war, soll sie nun wieder herausgearbeitet werden.

Eine behindertengerechte und öffentlich zugängliche Toilette wird geschaffen. In einem ehemaligen Heuboden entstehen Seminarräume. Ein derzeit als Abstellraum genutzter Teil des Dachgeschosses wird ausgebaut. Damit gibt es für Taika Stacklies in Zukunft noch mehr Platz, kleine und großen Dekorationsgegenstände anzubieten.

Rund 20 Jobs in Teil- und Vollzeit werden mit der Erweiterung entstehen. In dem Betrieb sollen Restaurantfachleute und Köche ausgebildet werden. Die Verwurzelung in der Region zeigt sich nicht nur in der Größe der Tortenstücke, die sich mit denen in den Hofcafés in der Marsch messen können. In dem Restaurant sollen vornehmlich Produkte aus der näheren Umgebung verarbeitet werden. „Wir brauchen kein Lammfleisch aus Neuseeland“, sagt Jens Stacklies. „Die Tiere werden bei uns direkt vor der Haustür großgezogen.“

Neben den Erzeugnissen lokaler Landwirte kann das Ehepaar auf die Eigenproduktion zurückgreifen. 160 verschiedene Beerensträucher sind auf dem zu dem Betrieb gehörenden Areal beiderseits der Neuendeicher Straße Oberrecht gepflanzt worden. Die Betreiber haben eine Gärtnerin eingestellt, die sich um Aufzucht und Pflege kümmert. Im nächsten Sommer kommen die Beeren auf den Torten im „Schönes Leben auf dem Lande“ aus dem eigenen Garten. Aus der jetzigen Kaffeeküche wird ein Kaufmannsladen, in dem regionale Lebensmittel verkauft werden. Die Betreiber wollen neben den regionalen Produkten einen weiteren aktuellen Trend in der Gastronomie nutzen. Besonderes Gewicht wird auf eine saisonale Küche gelegt.

Der Ausbau des Gebäudes erfolgt bei laufendem Betrieb. Das Ehepaar hat sich einen ambitionierten Zeitrahmen gesetzt. Bis zum Silvester 2016 soll der Umbau am Oberrecht 31 abgeschlossen sein.

Wie ein gastronomischer Betrieb erfolgreich geführt wird, hat die Familie Stacklies schon vielfach bewiesen. So betreibt ihre Unternehmensgruppe in Hamburg unter anderem die Gröninger Privatbrauerei und die Fischauktionshalle. Sie kümmert sich zudem in Pinneberg um den Weihnachtsmarkt, bietet einen Cateringservice an und organisiert Veranstaltungen.