Herbert Fritschs humorvolle Inszenierung „Murmel Murmel“gastiert am 25. und 26. Juni im Schauspielhaus

Der Theaterregisseur und langjährige Schauspieler der Berliner Volksbühne, Herbert Fritsch, ist ein Theaterphänomen. Mit seinen hochtourigen, hochkomischen Abenden hat er eine eigene Handschrift mit Wiedererkennungswert entwickelt, an der auch seine Kostümbildnerin Victoria Behr mit ihren voluminösen Roben und Perücken nicht unbeteiligt ist.

Seit einigen Jahren ist Fritsch Dauergast beim Berliner Theatertreffen. Die Juroren überzeugte 2013 auch Fritschs Version von Dieter Roths „Murmel Murmel“. Nun kommen die Hamburger, die das Talent des Spätberufenen bereits anlässlich der Inszenierungen von „Die Schule der Frauen“ und „Die Kassette“ goutieren konnten, in den Genuss eines zweitägigen Gastspieles.

Allein die Wahl des Stoffes ist bemerkenswert. 1974 hatte der Autor, Dada-, Aktions- und Objektkünstler Dieter Roth (1930-1998) ein schmales Buch herausgebracht. Der Text ist überschaubar und besteht aus einem einzigen hundertfach wiederholten Wort: „Murmel“.

Fritsch erzählt keine Geschichte, sondern zeigt Komödie pur

Es gilt also keine Geschichte zu erzählen, sondern ganz einfach von einem Lacher zum nächsten zu jagen. Dass das nicht in Langeweile erstarrt, liegt an dem in tollen Farben leuchtenden, von Herbert Fritsch selbst erdachten Bühnenbild. Außerdem an dem als Fritsch-Musiker bewährten Keyboarder Ingo Günther, der das Geschehen in schönster Stummfilmmanier vertont. Und natürlich an den elf tollen Darstellern.

Es sind überhitzte schräge Vögel, schrullige Diven, die hier ihr komödiantisches Talent bündeln. Mal pseudoernst, mal dem Slapstick verfallen, mal stolpernd, mal grazil stolzierend. Sehr physisch, grimassierend und teilweise sportgymnastisch. Unter ihrer Maske kaum wiederzuerkennen sind „Tatort“-Kommissar Wolfram Koch oder die gleichermaßen tolle TV-Schauspielerin Anne Ratte-Polle. Ebenfalls mit dabei der Hamburger Fritsch-Darsteller und Boy-Gobert-Preisträger, Schauspielhausensemble-mitglied Bastian Reiber. In unzähligen Varianten murmeln sie sich durch den Abend in einem hinreißend aberwitzigen Sprachkonzert von Dur bis Moll.

Herbert Fritsch, dem man auf dem Theater wenig erzählen kann, macht sich hier selbst das Geschenk, einen 90-Minuten-Abend sinnfrei und inhaltsleer zu bestreiten. Auch von so lästigen Dingen wie Bedeutung und Tiefgang, Figurenkonstellationen und Beziehungen befreit er sich künstlerisch. Um sich umso leidenschaftlicher wieder seinem Lieblingsthema, der komödiantischen Form, zuzuwenden und diese natürlich auf die Spitze zu treiben.

Es ist schon erstaunlich, auf wie virtuose Art und Weise man sich nichts zu ­sagen haben kann. Aber auch das kann schließlich eine Menge erzählen, von speziellen Typisierungen, Verhaltensweisen, Allzumenschlichkeiten. Auch hier geht es um Menschen und ihr manchmal unverständliches Gewese. Gleichzeitig bietet gerade die vermeintliche Textarmut von „Murmel Murmel“ ein großes Panorama, in dem sich Bühnenfiguren auf anderen Ebenen begegnen können. Und bei dem die Zuschauer eingeladen sind, mit zu staunen und sich an ihren Albernheiten zu erfreuen. Denn das ist bei Herbert Fritsch ausdrücklich erwünscht.

„Murmel Murmel“ Sa 25.6., 20.00, So 26.6., 15.00, Schauspielhaus (U/S Hbf.), Kirchenallee 39, Karten zu 15,- bis 69,- unter T. 24 87 13; www.schauspielhaus.de