Johanna Eggeling hat acht Jahre lang die Buchholzer BBS geführt. Den Landkreis Harburg empfand sie fast wie ein „Schlaraffenland“

Als Johanna Eggeling vor fast acht Jahren nach Buchholz kam, um die Leitung der Berufsbildenden Schulen (BBS) zu übernehmen, passierte etwas, womit sie nicht gerechnet hatte: „Ich wurde plötzlich wahrgenommen, mit Blumen begrüßt, den Honoratioren vorgestellt. Das war eine neue Welt für mich“, erzählt sie. Aus Berlin, wo sie vorher tätig war, war sie anderes gewohnt. Nun gibt es wieder Blumen und warme Worte – denn heute wird die Schulleiterin in den Ruhestand verabschiedet.

Dass man im Landkreis Harburg als Oberstudiendirektorin nicht irgendeine Beamtin, sondern eine Persönlichkeit ist, kam und kommt der Schule und den Schülern zugute. „Ich konnte viele Kontakte knüpfen und viel für die Schule bewegen“, sagt Johanna Eggeling. Auch, weil der Landkreis aufgeschlossen sei gegenüber dem Bedarf der Schule, die einfach Anträge stellen konnte, wenn die Nachfrage nach einer bestimmten Schulform da war. So sind etwa die Fachoberschule für Ernährung und Hauswirtschaft und die Staatliche Fachschule für Erzieher hinzugekommen. In Planung sind Fachoberschulen für Wirtschaft und Pädagogik. „Der Bedarf an Erziehern in Niedersachsen ist hoch, unsere Absolventen werden sofort übernommen“, sagt die Schulleiterin.

Die Vielfalt des Angebots an den BBS sorgt dafür, dass Berufschüler wohnortnah lernen können. „Das ist auch gut für die Region und unsere Wirtschaft“, betont Eggeling. Das sichtbare Ergebnis erfolgreichen Netzwerkens ist auch der Jobtreff, den die BBS zusammen mit der Agentur für Arbeit, der Sparkasse Harburg-Buxtehude und den Krankenkassen ausrichten. Hierbei stellen sich Ausbildungsbetriebe, die Schule selbst und weitere Institutionen in Marktplatz-Atmosphäre den Schülern und Eltern vor.

Dass sie die Fertigstellung der neuen Cafeteria – Baubeginn ist 2017 – nicht mehr als Schulleiterin erleben wird, bedauert Johanna Eggeling. „Der Landkreis ist sehr kooperativ – im Vergleich zu Berlin ist hier das Schlaraffenland“, sagt sie. Dass sie überhaupt nach Buchholz gekommen ist, liegt an der Berufung ihres Mannes an die TU Harburg. „Er wollte eigentlich pendeln, aber nach einer Woche war er es leid. So zogen wir hierher.“

Eine der letzten großen Aufgaben ihrer Amtszeit war die Einrichtung von Flüchtlingsklassen. Mittlerweile sind es acht Klassen mit je 15 bis 17 Schülern. „Wir müssen das aus eigenen Mitteln finanzieren, haben 14 Lehrer dafür eingestellt.“ Die ersten Flüchtlinge werden bald, nach dem Berufsvorbereitenden Schuljahr, an die Fachschulen oder in Praktika gehen. „Sie sind vorbildlich und fleißig“, lobt Johanna Eggeling.

Etwas schade findet sie dagegen, dass die Berufsausbildung heute unterschätzt wird, weil immer mehr Schulabgänger an die Universitäten drängen. „Gerade das deutsche Schulsystem ist sehr durchlässig und bietet so viele Wege, um ans Ziel zu kommen.“ Auf der anderen Seite seien viele Schüler überfordert bei der Berufswahl. „Wir helfen ihnen bei der Orientierung. Ab dem kommenden Schuljahr ist die Bundesagentur für Arbeit mit einem eigenen Beratungsbüro an der Schule vertreten“, kündigt sie an.

Ihre eigenen Pläne sehen da ganz anders aus. Da ihr Mann, Prof. Dr.-Ing. Moustafa Abdel-Maksoud, noch an der TU Harburg im Fachbereich Schiffbau tätig ist, wird sie ihn jetzt öfter auf Forschungsreisen begleiten können – und noch mehr: „2018 werde ich eine Schiffbauer-Konferenz vorbereiten.“ Daheim steht ein Umbau an, und Johanna Eggeling will sich auch wieder mehr ihrem kreativen Hobby, der Bleiverglasung, widmen. Für ihre Nachfolge gibt es eine Bewerberin, die noch von den Kreisgremien bestätigt werden muss. „Wichtig ist, die Belange der Schüler im Blick zu haben, sie sind der Zweck unserer Arbeit“, so ihr Fazit.