Hamburg. In über 800 Teams liefen 24.000 Läuferinnen und Läufer mit. Hier können Sie das Video und die Fotos sehen und herunterladen.

An den ersten großen Volkslauf durch die HafenCity vor jetzt 14 Jahren kann sich Tanja Hahn noch gut erinnern. Die 49 Jahre alte Hobby-Triathletin arbeitet in der Verpackungsentwicklung bei Beiersdorf. Und das Beiersdorf-Team startete seinerzeit als erstes. 930 Läufer in 55 Mannschaften von Unternehmen, Behörden und Verbänden nahmen damals daran teil, sie liefen durch eine große Baustellen-Landschaft, weil viel mehr als Baugruben von der HafenCity noch nicht zu sehen war. „Es gab da noch so viele provisorische Treppen, über die wir laufen mussten“, sagt die sportliche Frau.

Heute führt der HSH Nordbank Run, wie der HafenCity-Lauf mittlerweile seit vielen Jahren nach seinem Hauptsponsor heißt, vorbei an futuristischen Bürogebäuden, schrägen Hoteltürmen und neuen Einkaufspassagen. Mehr als 24.000 Läufer registriert Organisator Axel Gernert diesmal am Sonnabend bei der 15. Auflage, 829 Teams starten vor dem Kreuzfahrt-Terminal im 30-Sekunden-Abstand. Junge, sportliche Läufer sind dabei, die zähen Grauhaarigen, eher gemütliche Läufer, Familien, Kinder und sogar Hunde. Die ersten Gruppen rennen um 9 Uhr los, die letzten gegen 18.30 Uhr. Ein Hamburger Groß-Event, das aber für die Läufer nichts vom Charme früherer Jahre verloren hat. „Wunderbar ist der Lauf , weil er jedesmal woanders durch die HafenCity führt — und auch für einen guten Zweck ist“, sagt Tanja Hahn, die sich wohl getrost als Veteranin des Laufs bezeichnen kann.

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Tatsächlich sind es zwei Aspekte, die diesen Lauf besonders machen: Sechs Euro vom Startgeld jedes Läufers und weitere zehn Euro pro Team gehen an den Abendblatt-Verein „Kinder helfen Kindern“, der mit diesem Lauf das Projekt „Kids in die Clubs“ unterstützt. Finanziell schwächer gestellten Familien soll so ermöglicht werden, dass ihre Kinder Sport in Hamburger Vereinen betreiben können. Gut 150.000 Euro kamen bei diesem Lauf zusammen, schätzt Organisator Gernert. Insgesamt über die Jahre konnten bisher mehr als 1,5 Millionen Euro gesammelt werden, sagt Abendblatt-Ressortleiterin Sabine Tesche, die den Verein „Kinder helfen Kindern“ betreut. Damit sei der HSH Nordbank Run der inzwischen größte Spendenlauf Norddeutschlands. „Wir konnten bisher fast 100.000 Heranwachsende unterstützen“, sagt Tesche.

Der zweite Aspekt geht auf die Ursprungsidee des Laufs zurück. Die Senatskanzlei wollte damals den Hamburgern diese Ecke der Stadt nahebringen, sagt Gernert, der auch schon den ersten HafenCity-Lauf organisiert hatte. „Man kannte das hier doch gar nicht, das war Freihafen, abseits, eine völlig eigene Welt“, sagt er.

Und eine Art Entdeckungstour ist der Spendenlauf immer noch: Jedes Jahr führt der vier Kilometer lange Kurs über andere Abschnitte. Er wandert mit dem Wachsen der HafenCity sozusagen mit. In diesem Jahr laufen die Teilnehmer beispielsweise über die Baakenhafenbrücke mit Blick auf die vielen Sandhügel des künftigen Baakenhafenquartiers, wo immerhin rund 2000 Wohnungen gebaut werden. Die Gruppen joggen aber auch vorbei am neuen Lohse-Park, der erst Anfang Juli offiziell eröffnet wird. Das Ziel ist dann wieder kurz vor dem Kreuzfahrt-Terminal, wo es Wasser und alkoholfreies Bier zu trinken gibt. Hier treffen sich die Teams, Bratwurststände und Musik sorgen für Volksfeststimmung. Man steht zusammen, klatscht ab, quatscht und genießt den Blick auf Elbe, HafenCity und Speicherstadt. „Eine gute Gelegenheit, um etwas mit den Kollegen gemeinsam zu machen“, sagt beispielsweise der 28-jährige Moritz Ballhausen, der für das Handelsunternehmen DS Produkte den Lauf organisiert hatte.

Banken, Versicherungen oder auch Auto-Werkstätten, Behörden, und Vereine – viele kleine und viele große Teams sind zu sehen, immer gut an ihren Firmen-T-Shirts zu erkennen. Manche nutzen dies als kleine Werbung, andere, wie die Crew der Elbphilharmonie, zeigen Selbstironie: „Spezialisten für die Langstrecke“ ist dort zu lesen. Manche Unternehmen haben sogar eigene Zelte aufgebaut. Immerhin knapp 30 sind mit Teams von mehr als 100 Läufern dabei. Das größte Team mit rund 800 Teilnehmern geht mit dem Beiersdorf-Logo auf die Strecke. So eben auch Tanja Hahn, die Veteranin von 2002. 18 Minuten würde die passionierte Läuferin sonst für eine Vier-Kilometer-Laufstrecke brauchen. Und diesmal? „Keine Ahnung“, sagt sie. Zeiten und Rekorde sind bei diesem Lauf eben Nebensache.