Werneck.

Eine im Bau befindliche 22 Meter hohe Autobahnbrücke der A 7 in Unterfranken ist am Mittwoch teilweise eingestürzt. Die Polizei bestätigte am Abend einen Toten. Nach Angaben des bayerischen Innenministeriums wurden 15 Menschen verletzt, davon sechs schwerst. Gerhard Eck, Staatssekretär im Ministerium, sagt am Mittwochabend, dass nach Angaben aller am Bau der Brücke beteiligten Firmen niemand mehr vermisst werde. Zunächst war von mehreren Toten die Rede gewesen.

Die Fahrbahn des neuen Brückenabschnitts sei auf einer Länge von 40 Metern abgestürzt. Zudem sei ein Gerüst in sich zusammengebrochen. Die Trümmerteile lagen meterhoch im Tal und blockierten die Straße zwischen Zeuzleben und Schraudenbach.

Die Rettungskräfte waren nur Minuten nach dem Unglück mit einem Großaufgebot vor Ort: viele Feuerwehren, THW und Bergwacht, fünf Rettungshubschrauber und mehrere Krankenwagen. Der Verkehr auf der A 7 floss in beiden Richtungen auf der alten Autobahnbrücke weiter.

Staatssekretär: „Ich hab’ sowas noch nie gesehen“

Staatssekretär Eck, gelernter Maurer und Leiter eines eigenen Bauplanungsbüros, sagte: „Ich hab’ sowas noch nie gesehen, sowas noch nie erlebt, ein richtiges Trümmerfeld, wie wenn in einem Gebäude die Bomben einschlagen.“ Aus einem Betonpfeiler ragten Metallstreben heraus. Dazwischen ein Trümmerfeld von Schutt, verbogenen Absperrungen und Gerüststäben – „wie wenn ein Gebäude gesprengt worden wäre“, sagte ein Augenzeuge.

Konsequenzen für andere Baustellen habe das Unglück nicht. Man dürfe jetzt „keine Unsicherheit verbreiten“, sagte Eck. Es müsse sorgsam aufgearbeitet werden, was genau passiert ist. „Wenn’s denn dann Fehler waren, menschliche Fehler, technische Fehler, dann muss das einfach bis ins feinste Detail geklärt sein.“ Danach könne über weitere Konsequenzen gesprochen werden.

Eine der wichtigsten Nord-Süd-Verbindungen

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann sprach am Abend den Angehörigen des Todesopfers sein „tiefstes Beileid“ aus. „Den Verletzten wünsche ich eine schnelle Genesung“, sagte Herrmann. Der Minister sicherte darüber hinaus zu, dass Polizei und Autobahndirektion Nord alles daransetzten, die Ursache des Unglücks sorgfältig aufzuklären.

Erst im Februar dieses Jahres war ein 21-jähriger Bauarbeiter bei einem Arbeitsunfall auf der Baustelle der Schraudenbachbrücke schwer verletzt worden. Laut Polizei stürzte der Mann mit einem sogenannten Bewehrungskorb aus etwa vier Meter Höhe ab.

Die Strecke auf der A 7 gilt als eine der wichtigsten Nord-Süd-Verbindungen in Europa. Die betroffene Talbrücke Schraudenbach nahe Werneck zwischen der Raststätte Riedener Wald und dem Kreuz Schweinfurt/Werneck muss komplett erneuert werden.

Weil während der Bauzeit die Autobahn nicht einfach gesperrt werden sollte, wird die Brücke in zwei Teilen abgerissen und neu aufgebaut. Geplant ist ein sechsstreifiger Ausbau der Autobahn 7.

Die Bauarbeiten begannen planmäßig im Sommer des vergangenen Jahres. Die neue 236 Meter lange Brücke sollte Ende 2017 eröffnet werden. Die Baukosten waren auf insgesamt rund 14,4 Millionen Euro veranschlagt
worden und werden komplett vom Bund getragen. Im Januar erst war bekannt geworden, dass jede vierte Brücke in Bayern saniert werden muss. Bei der Schraudenbach-Brücke an der wichtigen Nord-Süd-Verbindung A 7 war mit einem Ersatzneubau schon begonnen worden. Am Mittwoch war es deshalb Glück im Unglück, dass der Verkehr noch über die alte Brücke floss.