Klassische Beerdigung wird durch viele andere Formen ergänzt. QR-Codes zeigen die Lebensgeschichte auf

Die Erdbestattung in einem Grab war hierzulande über Jahrhunderte hinweg die gebräuchlichste Bestattungsform. Bei der Beerdigung sprach ein Pastor tröstende Worte und das Grab erhielt einen Gedenkstein.

In den vergangenen Jahren haben sich die Bestattungskultur und der Umgang mit der Trauer erheblich verändert. Oliver Wirthmann, der Geschäftsführer des Kuratoriums Deutsche Bestattungskultur, nennt das einen „Wandlungsschub“. Getrauert werde heute zum Beispiel auch im Internet. „QR-Codes auf Grabsteinen können im virtuellen Raum auf die Lebensgeschichte des Verstorbenen verweisen. Hier gehen neue Trends und gewachsene Formen der Trauer am Grab eine Verbindung ein“, sagt Wirthmann. Außerdem zeige die Praxis, dass Trauer unkonventionellere Formen annehme. „Der soziale Druck hat abgenommen“, bilanziert Wirthmann. Dennoch solle man sich bei der Planung einer Bestattung immer die Frage stellen, ob diese zu dem Leben des Verstorbenen passt und ihm gerecht wird.

Experten kümmern sich umdie Angaben im Internet

„Nur etwa 50 Prozent unserer Auftraggeber entscheiden sich heute für eine offizielle Trauerfeier“, so die Erfahrung von Wolfgang Litzenroth, Geschäftsführer des Großhamburger Bestattungsinstituts (GBI). „Dabei ist die Trauerfeier ein wichtiger Anlass. Im Verlustverarbeitungsprozess hilft sie, Abschied von einem geliebten Menschen zu nehmen. Viele Trauernde brauchen ein solches Ritual, das in gewisser Weise auch einen Schlussstrich unter die erste Phase ihrer Trauer setzt.“

Frühzeitig geplant, könne eine Trauerfeier sehr persönliche Einblicke geben und Stationen des Lebens eines Verstorbenen nachzeichnen. Weiter berichtet Litzenroth, dass sogenannte Urnenfeiern im Anschluss an die Einäscherung immer beliebter würden und der Trend zu individuellen Bestattungen gehe. Und schließlich sei auch die Verwaltung des digitalen Nachlasses zunehmend gefragt. Experten kümmern sich dann darum, Konten des Verstorbenen im Internet, beispielsweise bei Facebook oder bei Online-Händlern und Dienstleistern, aufzuspüren und zu kündigen.

Ein nach eigenen Aussagen „anderes“ Bestattungsunternehmen hat Christian Hillermann in Hamburg mit seinem Trostwerk gegründet. „Uns geht es darum, lebendige und entschleunigte Abschiedsprozesse zu unterstützen und den Tod wieder stärker in das Leben zu integrieren. Die Trauerbegleitung macht dabei einen großen Teil unserer Arbeit aus, sie findet fast schon auf einer seelsorgerischen Ebene und oft über mehrere Wochen hinweg statt“, sagt Hillermann. Darüber hin­aus ist es ihm und seinem Team wichtig, die Hinterbliebenen und den Toten zusammenzuführen. „Wir tun viel dafür, dass sich die Menschen in unserem Abschiedshaus von dem Verstorbenen verabschieden können. Viele Trauernde kommen dadurch zur Ruhe und können besser loslassen. Denn ein bewusst und intensiv erlebter Abschied erlaubt es, sich der Realität des Todes umfassend zu nähern.“

Tauerfeiern auch im Kino, Café oder auf einer Barkasse

Der dritte Punkt, der bei Trostwerk besondere Beachtung findet, ist die Organisation der Feiern. „Je persönlicher und gelungener die Trauerfeiern sind, desto tröstlicher ist das für die Familie, Freunde und Kollegen. Einige Kunden gestalten sogar den Sarg selbst“, berichtet Hillermann. Sofern dies gewünscht sei, könnten die Trauerfeiern auch an „lebendigen“ Orten stattfinden, etwa im Kino, in einem Café oder auf einer Barkasse auf der Elbe.

Wie Oliver Wirthmann weiter berichtet, suchen immer mehr Menschen nach Grabformen, die ihrem Lebensstil entsprechen: „Die größere Mobilität der Angehörigen, die oft weit verstreut leben, verändert Präferenzen und Wünsche. Das erklärt auch den Trend zur Feuerbestattung“, sagt er.

Laut Lutz Rehkopf, dem Sprecher der Hamburger Friedhöfe, liegt der Anteil der Feuerbestattungen in Hamburg mittlerweile bei mehr als 75 Prozent. Sehr gut akzeptiert seien auch baumbezogene Bestattungen. „Darüber hinaus entscheiden sich viele Menschen für ein Grab, das sie nicht pflegen müssen.

Das kann ein anonymes Grab sein, aber auch ein Kolumbarium oder eine Krypta.“ Einzigartig in Norddeutschland sind die Kolumbarien auf dem Ohlsdorfer Friedhof. Dort werden die Urnen oberirdisch in den Wandnischen beigesetzt. Ganz besondere Plätze der letzten Ruhe finden sich auch in der Urnenkrypta im historischen Gebäudeteil des Hamburger Bestattungsforums Ohlsdorf.

Dem eleganten Stil dieses Ortes entsprechend werden Namen und Lebensdaten in schlichter Gravur auf die Platten aus klarem oder satiniertem Glas aufgebracht. Diese zunehmend gefragte Form der Bestattung ist für Einzelpersonen oder Paare möglich.

Der Ohlsdorfer Friedhof lädt regelmäßig zu Busfahrten zu besonderen Grabanlagen ein.
Die nächste findet am 15. Juni um 10 Uhr statt. Weitere Informationen im Internet unter www.friedhof-hamburg.de