Die Universität Osnabrück sucht einen Professor, der sich mit dem Management des Gartengrüns auskennt

    Es ist noch gar nicht so lange her, da wusste man, warum der HSV nicht besser spielt, eigentlich gar nicht besser spielen konnte: Es lag am Rasen. Die unebene und nur sporadisch bewachsene Spieloberfläche stand dem filigranen Spiel der Ballkünstler diametral entgegen. Ständig musste der Rasen wieder ausgetauscht werden. Das war lästig und teuer. Der Rest war Psychologie, von wegen sensible Künstlerseelen und so. Dann packte man das Übel bei der Wurzel. Heute werden die Halme nachts bestrahlt, Kunstfasern hat man hineingeflochten – Hybridrasen halt. Schön, aber auch ganz schön blöd. Die Ausrede Rasen ist wie weggemäht.

    Aber das Thema ist aktuell: Die Uni Osnabrück will jetzt eine Professur für Rasenmanagement einrichten. Damit besteht Hoffnung, dass es bald vorbei ist mit platten Volksweisheiten wie „Kannst du dein Haus nicht mehr erspähen, wird’s höchste Zeit zum Rasenmähen.“ Mann sollte die Halme nicht über einen Kamm scheren. Die Palette reicht von groben Gewächsen auf Galopprennbahnen über gediegenes Golfgrün bis hin zur teppichähnlichen Vegetation, auf der britische Sportler ihr Präzisionskugelspiel Bowls ausüben, sicher auch nach dem möglichen Brexit. Das Thema reizt zum gedanklichen Wildwuchs. Seltsam: Das Grün unserer Vorgärten kommt erst als Komplementärkontrast zum Zipfelmützenrot der Gartenzwerge richtig zur Geltung. Rasen ist deutsches Kulturgut. Er überwuchert unschöne Stellen, aber er verhindert auch einiges. Es war Stalin, der messerscharf erkannte: „In Deutschland kann es keine Revolution geben, weil man dazu den Rasen betreten müsste.“ Wirklich? Entschuldigung, ich muss los. Mein Greenkeeper ruft.