Moorburg. Sammelausstellung „Moorburg forever“ in den Räumen von „elbdeich e.V.“ in der alten Schule zeigt ein vielschichtiges Bild des Dorfes

    Donnerstag Mittag herrscht in dem großen Raum, der in der ehemaligen Moorburger Schule einmal die Pausenhalle war, noch das Chaos. Einige Kunstwerke hängen schon an der Wand, andere stehen auf dem Boden und an einigen wird sogar noch gearbeitet. Bis heute Abend wird sich das Chaos aber gelichtet haben. Dann ist Vernissage der Ausstellung „Moorburg forever“ und Vernissagen finden immer statt.

    Claudia Kulenkampff ist hier so etwas, was im Fußball ein Spielertrainer wäre: Sie kuratiert die Ausstellung und steuert selbst Werke bei. Nur muss ein Teil ihrer Rieseninstallation einer tönernen Burg noch mit Ton verputz werden. Gleichzeitig müssen Bilder an die Wand, Skulpturen in den Raum gebracht und Licht auf die Objekte gelenkt werden. „Heute Nachmittag und morgen kommen noch viele Helfer“, sagt Kulenkampff.

    25 Künstlerinnen und Künstler, die in Moorburg leben oder einen direkten Bezug zum Ort haben, stellen aus. Es geht um die Moorburger Identität: Bauerndorf, Widerstandszelle oder einfach nur Hafenreserve. Die Moorburger sind sich da oft selbst nicht sicher, geschweige denn untereinander einig. „Dabei geht es weniger, um eine klassische Heimat-Ausstellung, im Sinne von ,Moorburg ist schön’ sondern vielmehr um die Auseinandersetzung mit einem außergewöhnlichen Stadtteil einer Großstadt“, sagt Kuratorin Kulenkampff. Ihre tönerne Burg steht für ihren Wunsch, dass die Moorburger wieder wehrhafter werden. „Dass die Leute hier, als es um die Unterbringung von Sicherungsverwahrten ging, viel schneller auf Zinne waren, als jetzt, wo eine Autobahn hierher soll, finde ich bedenklich“, sagt die Kunstpädagogin.

    Die Arbeiten sind in Größe, Form und Technik so unterschiedlich, wie die Moorburger selbst. Da gibt es eine Vorempfindung der Hafenquerspange aus Carrerabahn-Teilen nachhaltig mit Fahrradstrom betrieben, satirische Auseinandersetzungen mit SAGA-Rundschreiben, oder ein Hörzelt, in dem typische Moorburger Geräusche sich mit kreativen Vertonungen von Kraftwerks-Informationsbriefen abwechseln.

    „Besonders interessant ist auch die Patchwork-Arbeit von Gundula Hildebrandt mit einer Sicht auf Moorburg von oben“, sagt Kulenkampff. „Sie zeigt, dass Moorburg eine kleine grüne Insel im riesigen Hafengebiet ist und wie sehr Moorburg von Straßen, Spülfeldern, Raffinerien und Stromleitungen umzingelt ist. Das kann man nur aus der Vogelperspektive sehen.

    Moorburg Forever – Sammelausstellung im elbdeich e.V., Moorburger Elbdeich 249 Vernissage heute, 19 Uhr, Ausstellungszeiten:
    11., 12., 17., 18. und 19. Juni 16 bis 20 Uhr