Hamburg. Die Top-Talente Kingsley Coman, Marcus Rashford, Breel Embolo, Renato Sanches und Emre Mor haben das Potenzial zum Shootingstar der Europameisterschaft

    Die Europameisterschaft in Frankreich wird auch wieder das Schaulaufen der Supertalente. Das Abendblatt stellt fünf junge Profis vor, die sich ins Blickfeld der Fans und in die Notizbücher der Topclubs in Europa schießen können.

    Kingsley Coman (19, Frankreich, FC Bayern München)

    Der Franzose kam, sah und begeisterte. Als Ergänzungsspieler von Juventus Turin gekommen, „explodierte“ Coman förmlich in der Bundesliga. Mit seinen spektakulären Dribblings erfreute der variabel einsetzbare Flügelspieler die Fans und brachte die Gegenspieler zur Verzweiflung. Zwischenzeitlich verdrängte Coman sogar namhafte Spieler wie Franck Ribéry und Arjen Robben. Die Stärken des Mannes, der bereits im Alter von 16 Jahren sein Erstligadebüt in Frankreich für Paris St. Germain feierte, liegen im Duell „eins gegen eins“. Nachholbedarf hat der Youngster noch im Torabschluss. Bisher trat er eher als Vorbereiter in Erscheinung. Sein Länderspieldebüt feierte Coman am 13. November 2015, an jenem Tag, als die schrecklichen Terroranschläge in Paris die ganze Welt erschüttert haben. Der Techniker, dessen Eltern aus Guadeloupe stammen, ist einer der größten Hoffnungsträger in Frankreich für den möglichen Titel im eigenen Land. Mit dem Druck muss Coman klarkommen, will er den nächsten Schritt in seiner bisher so verheißungsvollen Karriere machen.

    Marcus Rashford (18, England, Manchester United)

    Die englischen Medien übertreffen sich gegenseitig beim Lob für den Youngster, feiern ihn als „Wonderboy“, der die Hoffnung nährt, dass die „Three Lions“ erstmals den Europameistertitel auf die Insel holen. Großen Anteil am kometenhaften Aufstieg hat Louis van Gaal. Ähnlich wie bei Bayern München, wo der Niederländer einst Thomas Müller entdeckt und gefördert hatte, hat er sich in Manchester dem „Projekt Rashford“ angenommen. Der Coach von Manchester United (wurde jetzt durch Mourinho ersetzt) vertraute dem Talent, als den Traditionsverein große Verletzungssorgen im Sturm plagten. Der Stürmer traf bei seinem Debüt gleich mit seinem ersten Torschuss in der Europa League gegen Midtjylland. Das gleiche Kunststück gelang dem Nobody auch im Trikot der englischen Nationalmannschaft gegen Australien. Drei Minuten stand er auf dem Platz, ehe er sich als Torschütze feiern lassen durfte. Rashford ist der jüngste Spieler in der Geschichte des englischen Fußballs, der bei seinem Debüt gleich traf.

    Seine sportliche Ausbildung genoss Rashford in seiner Heimatstadt Manchester, wo er schon früh mit seiner Technik und Geschwindigkeit für Aufsehen sorgte. Kurioserweise wurde dem Jungprofi im Nachwuchs eine Abschlussschwäche attestiert. Im Profibereich widerlegte er alle. In Frankreich will er dies nun auch auf der ganz großen internationalen Bühne zeigen.

    Renato Sanches ( 18, Portugal, FC Bayern München)

    Nimmt man alleine die Ablösesumme als Maßstab, so kann man in Frankreich Großes von dem 1,76 Meter kleinen Portugiesen erwarten. 35 Millionen Euro plus Zuzahlungen, die zu einer Gesamtsumme von bis zu 60 Millionen Euro führen können, zahlt der FC Bayern München für den Offensivspieler an Benfica Lissabon. Dabei stach der Bundesligaclub namhafte Konkurrenz aus der Premier League aus. So buhlte lange Zeit auch Manchester United um die Dienste des Ausnahmetalents. Bisher ist Sanches international noch ein weitgehend unbeschriebenes Blatt. Vier Länderspiele hat der offensive Mittelfeldspieler bisher absolviert. Mit 18 Jahren ist Renato Júnior Luz Sanches, so der vollständige Name, der jüngste Spieler im Aufgebot Portugals. Schaut man sich Scouting-Berichte an, so wird der Mann mit der Rastamähne als „Box-to-Box“-Spieler bezeichnet, als Spieler, der über einen großen Aktionsradius im Mittelfeld verfügt. Eine weitere Stärke neben seiner Kreativität und Technik ist sein Abschluss. Vor allem aus der Distanz ist der Youngster gefährlich.

    Breel Embolo (19, Schweiz, FC Basel)

    Die Zahlen, die der Schweizer vorweisen kann, sind beeindruckend. Trotz seines jungen Alters traf der Stürmer für den FC Basel in 86 Spielen 30 Mal. Statistiken dieser Art wecken Begehrlichkeiten. Im vergangenen Winter wollte der VfL Wolfsburg den 1,85 Meter großen Torjäger unbedingt verpflichten. Die Niedersachsen konnten sich jedoch nicht mit den Schweizern auf eine Ablösesumme einigen. Und auch Embolo selbst entschied sich letztlich gegen den Sprung in eine große Liga und spielte die Saison in Basel zu Ende. In der kommenden Spielzeit könnte man den pfeilschnellen Stürmer womöglich doch in der Bundesliga sehen. Der finanzstarke Aufsteiger RB Leipzig will den in Kamerun geborenen Schweizer unter Vertrag nehmen. Laut „Transfermarkt.de“ hat Embolo, der sowohl im Sturmzentrum als auch auf den Flügeln spielen kann, einen Marktwert von 20 Millionen Euro. In Basel besitzt der Rechtsfuß noch einen laufenden Vertrag bis 2019.

    Emre Mor (18, Türkei, FC Nordsjaelland)

    Superlative en masse gibt es über den Flügelflitzer des dänischen Erstligaclubs FC Nordsjaelland zu lesen. Mor würde in seinem Spielstil keinem geringeren als Lionel Messi ähneln. Und in der Tat: Wenn man sich den Türken anschaut, so erinnert er ob seiner Bewegungen und seines tiefen Körperschwerpunktes beim Dribbeln an den argentinischen Weltstar. Otto Addo, ehemaliger Coach der U19 des HSV und jetzt Co-Trainer in Dänemark, schwärmt von dem Offensivspieler. „Ich habe vom Talent her noch nichts Besseres gesehen. Sein Potenzial ist enorm“, sagte Addo. So sollen neben Borussia Dortmund vor allem der FC Liverpool und Manchester City um Mor, der in Dänemark geboren wurde, und sämtliche Jugendnationalmannschaften der Skandinavier durchlaufen hatte, buhlen. Schon jetzt soll Mor eine Ablöse im zweistelligen Millionenbereich einbringen. Erst im Februar 2016 hatte sich der offensive Mittelfeldspieler dazu entschieden, nicht für Dänemark, sondern für das Heimatland seiner Eltern auflaufen zu wollen. Monatelang hatte sich der türkische Verband intensiv um den Youngster bemüht. Ende Mai lief Mor erstmals für die Türkei in einem Länderspiel auf.