Ein Filmkonzert mit dem Klassiker „E.T.“von Steven Spielberg

    Man muss nicht vor 1978 geboren sein, um die Wirkung zu verstehen, die Steven Spielbergs Filmepos „E.T. The Extra-Terrestrial“ auslöst, wann immer es irgendwo auf der Welt gezeigt wird. Aber es hilft. Als „E.T.“ 1982 in die Kinos kam, da schien es einen Wimpernschlag lang, als würde die Welt eine bessere. Rund um den Globus rückten die Menschen in Anteilnahme am Schicksal des von seinen Reisegenossen versehentlich auf unserem Planeten zurückgelassenen Außerirdischen ein Stück näher zusammen. Niemand hat die Tränen gezählt, die flossen, als E.T. dank der Hilfe seines selbstlosen Freundes Elliott doch noch das Raumschiff nach Hause besteigen konnte. Der Halbsatz „Nach Hause telefonieren“, ausgesprochen mit einer gewissen liebevollen Ironie, gehört bis heute zum Sprachschatz derer, die damals dabei waren.

    Der Film als solcher zählt mittlerweile zum Kanon der Klassiker wie so viele Werke Spielbergs. Beim Festival ist er am 22. und 23. Juli in einem ganz besonderen Rahmen zu erleben, nämlich als Filmkonzert. Das Schleswig-Holstein Festival Orchester spielt die Originalmusik, die der mehrfach oscar­gekrönte amerikanische Filmmusikkomponist John Williams, langjähriger künstlerischer Weggefährte Spielbergs, sich für dieses Science-Fiction-Märchen ausgedacht hatte.

    Williams’ Partitur ist süffig-melodiös und hörbar spätromantisch geprägt, mögen auch bisweilen verhalten moderne Töne durchklingen. Er hat die Musik allerdings nicht für ein Filmkonzert geschrieben. Das Genre stammt aus der Zeit des Stummfilms, wie dieser war es schon in den 30er-Jahren aus der Mode geraten. Jahrzehntelang blieb die Filmmusik ein Stiefkind des Konzert­lebens. Nur eingefleischte Cineasten ­sahen sich überhaupt noch Stummfilme an, und das streng puristisch: Man verfolgte sie andächtig schweigend wie einen Gottesdienst und in Grabesstille. Erst in den letzten Jahren sind Filmkonzerte wieder in Mode gekommen. Und auf die Idee, auch Tonfilme orchestral zu begleiten, kam man noch später.

    Dafür braucht man eine Affinität zu bewegten Bildern, aber auch zur technischen Seite. Filmmusikdirigenten dirigieren schon mal mit Knopf im Ohr und Stoppuhr in der Hand, um Leinwand und Klangkörper zu koordinieren. Beim Festivalorchester übernimmt die Aufgabe der Amerikaner David Newman, seines Zeichens Geiger, Dirigent und vor allem selbst Filmmusikkomponist und als solcher mit den besonderen Notwendigkeiten des Geschäfts bestens vertraut. Etwa mit dieser: Ein Film, einmal in Gang gesetzt, spielt eisern durch, anders als ein Künstler aus Fleisch und Blut. Innehalten, Aufeinanderhören, subkutane Verständigung, all diese ­Tugenden lebendigen Musizierens funktionieren im Verhältnis zu einem Film nur als Einbahnstraße.

    Erstaunlicherweise scheint der Film unter den Händen eines Könners mitunter doch auf das musikalische Geschehen zu reagieren. Der Dirigent kann das Tempo einfach schlagen oder Druck hineinbringen wie bei einem Sänger. Und der Unterschied ist zu hören – oder sollte man sagen, zu sehen? Die Bilder ändern sich in Nuancen, sie verbinden sich anders mit der Musik.

    Mindestens in diesem Sinne wird das Publikum in Neumünster einen wahrhaft einzigartigen „E.T.“ erleben.

    „E.T. – Live in Concert“ 22. und 23.7., jeweils 20.00, Neumünster. Karten zu 12,- bis 49 unter T.­ 0431/23 70 70