Harburg. Mit einem Gründungszuschuss macht sich der Koch Lars Michelsen selbstständig. Der Bezirk Harburg vergibt Fördergelder

    Lars Michelsen ist von der Arbeitslosigkeit in die Selbstständigkeit gestartet. Am Pfingstsonntag hat der 35-Jährige seine Gaststätte Bunthaus in Moorwerder eröffnet. Für den gelernten Koch liegt darin die Chance, endlich von seinen bislang befristeten Verträgen und immer wieder Monaten der Arbeitslosigkeit in der Nebensaison weg zu kommen. Eine fünfstellige Summe investiert er in das Gebäude einer ehemaligen Kantine auf dem Gelände der Hamburg Port Authority (HPA). „Wir haben das leerstehende Haus völlig entkernt.“

    Mit „wir“ meint Michelsen auch seinen Geschäftspartner Marc Jans, der das HPA-Gelände gepachtet hat – es liegt auf der Landzunge, an der sich Norder- und Süderelbe trennen. Dort betreibt Jans seit 2015 einen Stellplatz für Wohnmobile. Der Standort mit insgesamt 70 Plätzen für Fahrzeuge wird jetzt um das Lokal aufgewertet. Daher ist Michelsen vom Erfolg seiner Idee überzeugt: Seinen Pachtvertrag hat er auf acht Jahre abgeschlossen. Er kann ihn danach zweimal um jeweils fünf Jahre verlängern.

    Ein Gründungszuschuss wird in Harburg drei bis viermal im Monat vergeben

    Michelsen hat bei seinem Projekt zudem die Arbeitsagentur hinter sich. Das ist nicht selbstverständlich bei Köchen. Denn die können gut in Jobs vermittelt werden. Hamburgweit sind derzeit fast 400 Stellen in diesem Beruf
    offen. Doch der Koch, der in Timmendorfer Strand beim Maritim gelernt hat und zuletzt im Moorwerder Hof arbeitete, konnte seinen Vermittler überzeugen, dass dies der richtige Weg für ihn ist. „Ich habe umfangreiche Unterlagen vorgelegt, von der Konzession über die Bauanträge bis zum Businessplan. Da war für die Agentur klar, dass ich fest hinter den Plänen stehe, in die Selbstständigkeit will“, sagt er. Als auch die Handelskammer den Businessplan geprüft hatte, war der Weg für den Gründungszuschuss frei. Das Instrument der Agentur hat seit fünf Jahren das Überbrückungsgeld abgelöst, auf das ein Rechtsanspruch bestand. Jetzt entscheidet der jeweilige Berater über den Zuschuss. Er liegt für sechs Monate auf der Höhe des Arbeitslosengeldes plus monatlich 300 Euro. Für die anschließenden sechs Monate können noch einmal jeweils 300 Euro bewilligt werden.

    Drei bis viermal im Monat werden derzeit im Bezirk Harburg solche Gründungszuschüsse vergeben. „Mit dem Zuschuss soll Arbeitslosigkeit beendet werden. Wir sehen es dabei als besonderen Erfolg an, wenn der Existenzgründer Arbeitsplätze schafft“, sagt die Chefin der Harburger Arbeitsagentur, Ines Rosowski. Michelsen wird das tun. Er will zunächst zwei Mitarbeiter auf 450-Euro-Basis beschäftigen. Läuft das Geschäft wie geplant, können daraus aber auch Teilzeit- oder Vollzeitjobs werden.

    Mit dem Wechsel in seine neue Zukunft wird der künftige Restaurant-Chef nicht mehr in der Arbeitslosen-Statistik stehen. Zuletzt hat nach Angaben der Agentur für Arbeit auch der Bezirk Harburg von der insgesamt positiven Entwicklung des Arbeitsmarktes hierzulande profitiert. Die Zahl der Arbeitslosen ist auch in Harburg zurückgegangen, die Arbeitslosenquote gesunken. Mehr als 1300 Stellen im Bezirk sind frei. Gesucht werden derzeit unter anderem Altenpfleger, Berufskraftfahrer, Industriereiniger, Informatiker, Lebensmittel-Techniker, Medizinische Fachangestellte, Monteure und Servicekräfte.

    An der Bunthaus-Spitze bringt der neue Chef derzeit seine Strategie voran. So will er in der Hauptsaison von Mitte März bis Mitte Oktober an sieben Tagen in der Woche seine Pforte offen halten. Auf Vorbestellung soll es sogar Frühstück für die Wohnmobil-Reisenden geben. Außerhalb der Hauptsaison will er einen Ruhetag einplanen. Michelsen will altdeutsche Küche anbieten mit viel Fisch. Dafür lässt er sich von einem Elbfischer beliefern. Auch regionale Spezialitäten wie Spargel und Pfifferlinge wird der Koch anrichten. Die Preise für eine Mahlzeit sollen bei acht Euro beginnen und bei etwa 20 Euro enden.

    Michelsen setzt vor allem auf Gäste aus Kirchdorf, Moorburg und Wilhelmsburg

    Michelsen, den viele Anwohner noch aus seiner Zeit als Koch im Moorwerder Hof kennen, setzt aber nicht nur auf Wohnmobillenker als Kunden, sondern auch auf Gäste aus der Region: Landfrauen, Schützen, Feuerwehrleute oder Sparclubs, aus Moorwerder, Kirchdorf oder Wilhelmsburg. Die können künftig zum Frühschoppen kommen oder einfach mal auf einen Schnack bei ihm reinschauen.

    „Wir sind hier zwar formal in einer Großstadt, deren City man in einer guten halben Stunde mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen kann. Aber in Moorwerder fühlt man sich doch wie in einem Dorf.“