Heute feiern wir den europäischen Tag der Nachbarschaft. Ein Grund mehr, die wahren Freunde im Leben zu würdigen

Den Nachbarn noch nicht freundlich gegrüßt? Dann aber fix. Denn heute feiern wir den europäischen Nachbarschaftstag, gemeinsam mit 35 Staaten. Das wussten Sie nicht? Wir auch nicht. Aber zum Glück haben uns die lieben Kollegen der Agenturen noch gerade rechtzeitig informiert.

Normalerweise schicken sie in Sachen Nachbarschaft deutlich härtere Ware. Wer die Meldungen über den täglichen Stress am Gartenzaun liest – im unterfränkischen Randersacker eskalierte etwa ein jahrelanger Streit mit einem tödlichen Messerstich –, muss uns Deutsche für ein Volk der Wutbürger halten. Und eine repräsentative Umfrage liefert weitere Munition. Demnach hatte jeder dritte Deutsche schon mal Ärger mit seinem Nachbarn. Ganz oben auf der Zoffskala: ruhestörender Lärm, gefolgt von vernachlässigten Nachbarschaftspflichten wie Rasenmähen oder Treppenputzen. Was den Schluss nahelegt, dass die Schwaben besonders streitfreudig sein müssten, haben sie doch die im 15. Jahrhundert eingeführte „Kehrwoche“ in die Jetztzeit vieler Mietshäuser gerettet. Alle sieben Tage wechselt der Putzdienst im Treppenhaus; wer ihn verletzt, kann anhand des wechselnden Schildes an der Wohnungstür sofort identifiziert werden.

Doch leider führen ausgerechnet wir doch so weltoffenen Hanseaten das Länder-Streit-Ranking an – laut Umfrage klagt jeder zweite Hamburger über Nachbarschaftszwist.

Umso wichtiger ist der heutige Feiertag. Denn mal ehrlich, was wären wir ohne Nachbarn? Wer spendiert uns die fehlenden Eier fürs sonntägliche Kuchenbacken? Wer packt beim Möbelrücken mit an? Wer weiß Rat, wenn der Computer streikt? Amazon & Co. könnten sowieso einpacken ohne Anwohner, die in der Weihnachtszeit ihre Flure zu Paketlagern umfunktionieren.

Übrigens: Die Internetseite www.nachbarschaftsstreit.de bietet TV-Sendern, die im Quotenkampf nach zankenden Anwohnern gieren, die Dienste entsprechender „Darsteller“ an. Man habe genügend Betroffene. Alles nur gespielt. Wussten wir es doch.