Hamburg. Viele Eishockey-Fans hatten Geld gesammelt, ein Sponsor wollte für zehn Jahre einsteigen: alles vergebens. Kurz vor Mitternacht war das Aus besiegelt

    Die E-Mail aus Los Angeles kam am Dienstagabend um 23.09 Uhr, 51 Minuten vor Ablauf der Frist. Für die Freezers und Tausende Fans, die tagelang gekämpft hatten, bedeutete sie das Ende aller Hoffnungen. Das Eigner-Unternehmen Anschutz Entertainment Group (AEG) aus den USA teilte mit, endgültig keine neue Lizenz für die Saison 2016/17 zu beantragen. Damit hat Hamburg ab sofort kein Profi-Eishockeyteam mehr.

    Gestern enthüllte Freezers-Geschäftsführer Uwe Frommhold neue Einzelheiten aus der dramatischen Nacht der Entscheidung. So hatte ein Unternehmen Bereitschaft gezeigt, für zehn Spielzeiten in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) bei den Freezers als Hauptsponsor einzusteigen – mit einem Betrag von jährlich 550.000 Euro. Zudem hatten in der größten Crowdfunding-Aktion im deutschen Sport aller Zeiten 3319 Unterstützer 532.952 Euro gespendet und mehr als 20 Hamburger Unternehmen Absichtserklärungen über weitere rund 650.000 Euro unterzeichnet. Doch all das reichte dem Eigner nicht aus. „Es ist Spekulation, ob der Faktor Zeit entscheidend war. Klar ist, dass uns zwei Wochen mehr sicherlich geholfen hätten, um eine noch höhere Summe zusammenzubekommen“, sagte Uwe Frommhold.

    AEG-Europachef Tom Miserendino begründete den Entschluss zum Aus für die Freezers mit dem jährlichen Defizit von rund drei Millionen Euro, das die AEG, die in der DEL auch die Eisbären Berlin besitzt, in den 14 Jahren des Freezers-Bestehens angehäuft hatte. „In Anbetracht der Tatsache, dass wir die Verluste allein geschultert haben und es unser Ziel war, nur ein Team in der Liga zu besitzen, sind wir nicht weiter bereit, Verluste dieser Größenordnung auszugleichen. Leider ist es nicht gelungen, einen strategischen Partner zu finden, der die Freezers übernimmt.“

    Für Unverständnis sorgte bis zuletzt die Kürze der Frist, die die AEG für die Rettung der Freezers eingeräumt hatte. Innerhalb von sechs Tagen hätte ein Betrag von mindestens zwei Millionen Euro gesammelt werden müssen, damit die AEG in einen Aufschub um ein weiteres Jahr eingewilligt hätte.

    „Leider müssen wir bilanzieren, dass wir nie eine echte Chance hatten“, klagte Christoph Schubert. Der Freezers-Kapitän hatte gemeinsam mit Hockey-Nationalspieler Moritz Fürste und weiteren Mitstreitern das Spendenprojekt angeschoben. „Warum ein mögliches Aus erst sechs Tage vor der Deadline kommuniziert wird, statt uns eine Frist von mehreren Wochen einzuräumen, das verstehe ich nicht“, sagte er.

    Gestern Mittag begannen Frommhold und fünf Mitarbeiter der Geschäftsstelle mit der Abwicklung der Spielbetriebs GmbH. Allen Mitarbeitern, Spielern und Trainern wurde fristgerecht gekündigt. Die Dauerkartenkunden – 2200 hatten bereits ein Abo für die neue Spielzeit bestellt – erhalten ihr Geld zurück. Was mit dem Betrag aus dem Crowdfunding passiert, wird in den kommenden Tagen entschieden. Die Zukunft der Trainingshalle Volksbank-Arena ist ebenso fraglich wie der Fortbestand der Nachwuchsabteilung. Wie die Barclaycard Arena, die nach der Insolvenz der HSV-Handballer im Januar nun auf rund 50 feste Sporttermine verzichten muss, künftig bespielt werden soll, muss Frommhold, in Personalunion auch deren Geschäftsführer, nun klären.

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