Köln.

Wenn Kommissar Horst Schimanski einer blöd kam, dann gab es was „auf die Zwölf“. Ganz einfach. Er verkörperte die deutsche Männerfilmfigur der 80er-Jahre schlechthin, und damals gehörten Männer und Gewalt noch irgendwie zusammen. Geht man heute ins Kino, werden die Helden von Matthias Schweighöfer gespielt, der sich als Schlussmacher oder Nanny verdingt.

Umso weniger verwundert es nun, dass der Gewaltforscher Jörg Baberowski feststellt, dass sich deutsche Männer nicht mehr prügeln. Als Beleg für seine These führt er die Kölner Silvesternacht an. Damals habe man erlebt, dass die deutschen Männer ihre Frauen nicht gegen Übergriffe verteidigt hätten. „Wir sehen, dass Männer in Deutschland gar nicht mehr wissen, wie man mit Gewalt umgeht“, sagte der Historiker und Autor („Räume der Gewalt“) am Donnerstagabend ausgerechnet beim Philosophiefestival Phil.Cologne in Köln. „Gott sei Dank“, fügte er noch hinzu. Deutsche Männer vertrauten heute auf den Staat. In einer Situation wie der Silvesternacht mache ein solches Verhalten natürlich sehr hilflos.

Baberowski sagte, die Kölner Übergriffe hätten etwas mit der Situation in den Flüchtlingslagern zu tun, dort sei nämlich der Staat abwesend. „Diese Leute hätte man sofort ins Gefängnis bringen müssen, dann hätte man was fürs Leben gelernt.“ Wer was fürs Leben gelernt hätte, ließ er offen. Sicher ist: Ein Horst Schimanski hat unter all den Schweighöfers auf der Domplatte gefehlt.