Früher wollte ich Busfahrer werden, wegen der Mütze und des Premiumplatzes, vor allem aber, weil die Fahrgäste ihr Geld vorn ablieferten. Busfahrer, so dachte ich, seien märchenhaft reich und brausten stolz durch die Stadt. Heute wollen Kinder YouTuber werden, die ebenfalls eigenartige Mützen haben und übervolle Konten. Die Steigerung von YouTuber ist Start-upper, deren mythologisch aufgeladene Urväter Hewlett, Gates oder Jobs Weltreiche in Garagen ersannen. Der Journalist Dan Lyons – Mitte 50, Subaru-Fahrer, Buttondown-Hemd – heuerte nach dem branchenüblichen Rauswurf bei „Newsweek bei einem Start-up an, auf einer Industrie-Etage mit Fingerfarben, Spielgerät und Bio-Limo für umme. Das Geschäftsmodell war nicht Essen liefern, wie sonst bei Start-ups, sondern Kundengewinnung durch Blogs und Posts.

Lyons verstand nichts von Spam-Marketing, wie die meisten Mitarbeiter. Egal. Nüsse waren umsonst, das Team machte gemeinsam Liegestütze, der übliche Hippster-Kram: Meetings im Stehen, Leben verändern, Welt revolutionieren. Für Erweckungsstuss lassen sich Uni-Absolventen gern ausbeuten. Man muss Reklamesoftware nur quasi-religiös aufladen, Sinn und so, und Bio-Limo verschenken. Technologie? Alter Kram. Image? Phänomenal. Der Börsengang brachte 880 Millionen Dollar. Wie man die Macht der Story nutzt, hat Ur-Start-upper Steve Jobs vorgemacht. Der verstorbene Apple-Pate hat auch nichts erfunden, sondern Technologien zusammengebastelt, die zuvor mit Steuermilliarden fürs Militär entwickelt worden waren, wie die Wissenschaftlerin Mariana Mazzucato in ihrem Buch „Das Kapital des Staates“ nachweist. These: Innovation kommt nach wie vor aus der öffentlich finanzierten universitären Ecke und nicht aus Mate-Buden mit Tisch-Kicker. Wolfgang Schäuble gehört zu den Mutigen, die sich weigern, jeden Tinnef zu fördern, nur weil „Start-up“ draufsteht. Gut so.

Zu welchem Beruf wir den Kindern raten? Natürlich Software für selbstfahrende Busse an der Uni entwickeln. Dann Start-up ausgründen, Börsenmilliarden einsammeln. Klappt bestimmt.