Aus der Hillbilly-Truppe Mumford & Sons ist auf dem aktuellen Album „Wilder Mind“ eine Rockband geworden. Am 13. Mai spielt sie in der Barclaycard Arena

    „Judas!“ rief niemand, als Mumford & Sons kürzlich auf die Bühne gegangen sind. Es versuchte auch niemand, mit der Axt das Stromkabel durchzuhauen wie Mitte der 60er-Jahre, als Bob Dylan beim Newport Folk Festival seine akustische gegen eine elektrische Gitarre tauschte. Das britische Quartett hat nämlich wie Dylan damals die akustischen Instrumente in die Ecke gestellt.

    Winston Marshall spielt jetzt E-Gitarre statt Banjo, Ted Dwane hängt sich einen E-Bass um, statt das mannshohe akustische Instrument zu zupfen. „Wilder Mind“, das dritte Album der britischen Folkies, ist eine gitarrenlastige Rockplatte geworden. „Wir waren immer eine Rockband, die jedoch auf Folk-Ins­trumenten gespielt hat“, erklärt Sänger und Gitarrist Marcus Mumford. Als die vier Musiker sich 2007 in London zusammenfanden, war das die einzige Möglichkeit, sich von der Masse englischer Gitarrenbands abzuheben.

    Der Stilwechsel hat keine negativen Auswirkungen auf die Popularität von Mumford und Co. gehabt: „Wilder Mind“ erreichte sowohl in Großbritannien als auch in den USA Platz 1 der Hitparaden, ebenso wie der mit einem Grammy ausgezeichnete Vorgänger „Babel“. In Deutschland landeten die Alben jeweils auf Rang zwei der Charts. „Entscheidend ist nicht die Instrumentierung der Lieder, entscheidend ist der Song selbst“, sagt Mumford über die neue Entwicklung seiner Band.

    Auch äußerlich hat sich das Erscheinungsbild der Gruppe geändert, die mit ihrem Neo-Folk und Country-Sound für Authentizität stand. Auf Fotos aus ihrer Anfangszeit sahen sie aus wie Hinterwäldler. Diesen Hillbilly-Stil haben sie gegen normale Klamotten und Lederjacken getauscht. „Wir sind immer ernsthafte Musiker gewesen, aber wir haben uns tatsächlich ziemlich lächerlich angezogen“, gibt Winston Marshall zu. Vielleicht sind die neuen Freundinnen für die geänderten Outfits verantwortlich. Marcus Mumford ist mit der Schauspielerin Carey Mulligan liiert, Keyboarder Ben Lovett mit der Modedesignerin Jemima Janney. Auch von einer „Mumfordisation“ wollen sie nichts mehr wissen. Immerhin kann die Band es sich zugute halten, das Banjo in der Popmusik salonfähig gemacht zu haben. Selbst Electro-Künstler wie der Schwede Avicii benutzten das hell klirrende Saiteninstrument.

    Bei den anstehenden Konzerten werden auch Mumford & Sons es wieder rausholen müssen, wenn sie ältere Nummern spielen. Doch im Moment liegen ihnen E-Gitarren mehr am Herzen als das Country-Instrument. Kritische Stimmen haben ihnen zwar vorgeworfen, sie würden jetzt klingen wie eine Mischung aus Dire Straits und Coldplay, doch das ist ihnen egal. Marcus Mumford sagt: „Wir spielen Rock’n’Roll!“

    Mumford & Sons Fr 13.5., 19.30, Barclaycard Arena (S Stellingen + Bus 380), Sylvesterallee 10, Karten ab 67,30 im Vvk.; mumfordandsons.com