Eine leere Fähre, sagen die Dänen. Wie eine Witzesammlung über den Humor unser Nachbarländer die europäische Idee hochhalten soll

Der Franzose Romain Seignovert ist notorischer Optimist. In einer Situation, in der das Verhältnis vieler EU- Staaten zueinander von ähnlicher Herzlichkeit geprägt ist wie jenes zwischen CDU und CSU, betreibt der 29-Jährige unverdrossen einen Internet-Blog namens „Europeisnotdead“. Die Beteuerung, dass die europäische Idee nicht tot sei, bewegt sich derzeit allerdings auf dem Niveau von „die Rente ist sicher“. Seignovert, der in Brüssel für eine Kommunikationsagentur arbeitet, hat die bösen, politisch wunderbar unkorrekten Witze gesammelt, die Europäer übereinander erzählen und findet sogar, der Spott sei durchaus „ein Zeichen der Zuneigung“. Aus der Sammlung ist jetzt ein Buch mit dem Titel „De Se Moque-t-On“ („Über wen machen wir uns lustig?“) geworden.

Man erfährt daraus viel über uns Europäer. Etwa über die Portugiesen, die über die Arroganz der Spanier lästern: „In einer Umfrage haben 11 von 10 Spaniern angegeben, dass sie sich anderen Völkern überlegen fühlen.“ Über die Deutschen: „Deutsche Fußballer sind wie deutsches Essen – wenn sie nicht aus Polen importiert sind, taugen sie nichts.“ Die Deutschen nehmen die angeblich klauenden Polen aufs Korn: „Wann ist in Polen Weihnachten? Zwei Tage nach der deutschen Weihnacht.“ Manche der Witze seien recht grob, aber selten richtig fies, sagt Seignovert.

So spotten die Esten über die oft sehr introvertierten Finnen: „Woran erkennt man einen total extrovertierten Finnen? Wenn er auf deine Schuhe starrt und nicht auf seine.“ Die Belgier leiden unter dem Vorurteil, nicht sehr helle zu sein: „Was tun belgische Mütter, wenn das Badewasser für das Kind zu heiß ist? Sie ziehen Handschuhe an.“ Die Ukrainer lästern über reiche, aber nicht sehr intelligente Russen: „Ich habe gerade einen Schlips für 3000 Euro gekauft“, sagt ein Russe. „Du Idiot“, sagt sein Freund, „in dem Laden dahinten hättest du ihn für 5000 Euro bekommen!“ Die Dänen sagen über die Schweden: „Was ist das Beste, was je aus Schweden zu uns kam? Eine leere Fähre.“ Vielleicht ist ja Europa wirklich noch nicht tot.