Berlin.

    Dramatische Warnung des Parteichefs: Sigmar Gabriel sieht die Zukunft der SPD durch das schwindende Vertrauen der Bürger in Gefahr. Es sei ein Alarmsignal, dass nur noch 32 Prozent der Bürger der SPD Lösungen in Fragen der sozialen Gerechtigkeit zutrauten, sagte Gabriel auf einer Parteikonferenz in Berlin. Für die SPD sei der Ansehensverlust in ihrer Kernkompetenz „existenziell“.

    Der intern umstrittene Vorsitzende, der die SPD seit 2009 anführt, bekam nach den Rücktrittsgerüchten vom Wochenende breite Rückendeckung aus der Führungsmannschaft. Gabriels Stellvertreterin, NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, sagte, der Parteivorstand stehe geschlossen zu ihm.

    Am Sonntag hatte „Focus“-Herausgeber Helmut Markwort behauptet, er wisse aus zuverlässiger Quelle, dass Gabriel zurücktreten wolle und Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz neuer SPD-Chef werde. Gestern sagte Markwort, möglicherweise sei die Information an ihn lanciert worden, um den Rücktritt zu verhindern.

    Gabriel räumte in seiner Rede strategische Fehler der Partei ein. „Wir sind ein bisschen zu viel Staat und zu wenig soziale Bewegung.“ Die SPD wirke „emotional ermüdet“, wie im „Hamsterrad der Sozialdemokratie“. Sie müsse auf den „Gerechtigkeitshunger“ in der Gesellschaft reagieren.

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