Quickborn. Quickborner Ballon-Künstlerin erreichte mit ihrem Team den dritten Platz bei der Weltmeisterschaft in den USA

    Gut ein Jahr haben sie sich akribisch auf die Erfüllung dieses Traums vorbereitet. Am Ende ist er nicht zerplatzt, und die Mühe und der Aufwand haben sich für Gisela Buch und ihr zehnköpfiges Team gelohnt. Die Quickborner Ballon-Künstlerin erreichte mit ihren Mitstreitern bei der „World Balloon Convention“ in New Orleans, der inoffiziellen Weltmeisterschaft in diesem Bereich, unter 1200 Teilnehmern aus 60 Ländern einen hervorragenden dritten Platz. Das „Team Germany“ bastelte in der Königsklasse der Ballon-Künstler eine Kuckucksuhr aus 32.000 bunten Luftballons – ein fünf Meter hohes Kunstwerk, das die Favoriten aus Japan und Taiwan auf die Plätze verwies.

    „Das war eine sehr anstrengende und grandiose Veranstaltung“, sagt Gisela Buch über diesen erfolgreichen Ausflug in die US-Metropole. „Es war kein Zuckerschlecken. Denn es mussten alle Ballons einzeln mit einem Glanzspray eingerieben werden.“ Eine Woche lang hat sie sich mit den 1200 besten Ballon-Künstlern aus aller Welt um die Titel in mehreren Disziplinen gemessen.

    „Das Tolle daran war, dass wir alle zum ersten Mal dabei waren“, freut sich die Quickbornerin über diesen für sie überraschenden Erfolg. Mit dem dritten Platz hinter dem Team Russland, das aus Luftballons drei Löwenköpfe zauberte, und dem Team Italien, das eine Ballon-Blumen-Biene schuf, hätte sie im Traum nicht gerechnet.

    Mit ihren Mitstreitern, erfahrenen Ballon-Dekorateuren aus Bremen, Gütersloh, Stuttgart und Karlsruhe, war sie zunächst in einem 30-Stunden-Flug über London und Miami in die vor zehn Jahren vom Hurrikan Katrina zerstörten Stadt am Mississippi-Delta geflogen. Dort angekommen, mussten sie dann ihre Ballon-Skulptur innerhalb von 27 Stunden fix und fertig zusammenfügen, sonst wären sie aus der Wertung geflogen, was den favorisierten Japanern passierte. Da musste jeder Handgriff sitzen, erklärt Ballon-Expertin Gisela Buch.

    Bei mehreren Vorab-Treffen mit ihren Kollegen hatten sie sich zunächst darauf geeinigt, eine Kuckucksuhr aus Luftballons anzufertigen. „Für die Amerikaner ist die Kuckucksuhr ein typisches deutsches Produkt“, begründet sie diese Wahl. „Es symbolisiert unsere Tugenden wie Pünktlichkeit und technische Präzision.“

    Dann bekam jeder seine Aufgabe. Denn außer der Uhr mit dem Kuckuck sollten noch ein Stück Schwarzwald sowie ein Mädel im Trachtenkleid das Kunstwerk vollenden. Gisela Buch war für den Waldboden verantwortlich, der allein schon aus 5000 grünen Luftballons bestand, die sie in 20 Stunden Akkordarbeit aufblies und zusammenknotete. Zudem bastelte sie die Schindeln für das Haus aus 750 braunen Luftballons, die als solche kaum zu erkennen sind. Dem Veranstalter, einem der weltweit renommiertesten Hersteller von Luftballons, musste jedes Team vorab das benötigte Material melden, sonst hätte es gar nicht teilnehmen können.

    Und so werkelte jeder der elf deutschen Ballon-Künstler in der Hotel-Lobby rund um die Uhr an seinem Teil des luftigen Kunstwerks herum. Ohne Schlaf, fast ohne eine Pause, bis alles fertig war. Dabei habe sie komplett die Zeit vergessen, erzählt die Quickbornerin. „Als es plötzlich draußen wieder hell wurde, wunderte ich mich, wo die Nacht geblieben war.“ Völlig erschöpft zogen sich die Kreativ-Künstler dann erst einmal zum Schlafen in ihre Hotelzimmer zurück und hofften, wenigstens mit einem der vorderen Plätze für ihren kreativen Einsatz belohnt zu werden. Was ja dann auch gelang.

    Die gelernte Dekorateurin Gisela Buch ist erst vor 13 Jahren auf die Ballon-Kunst aufmerksam geworden, die sie heute auch geschäftlich vermarktet. Vor allem Hochzeitsfeiern dekoriert sie mit ihren drei Mitarbeitern, von denen sie einer, Horst Tomaschewski, auch zur Ballon-WM in die USA begleitete. So fertigt sie Tisch-Dekorationen an, bastelt Herzen aus Ballons oder bringt mit riesigen Ballon-Kaskaden die gesamte Tisch-Deko scheinbar zum Fliegen. Zudem führt sie auch einen Ballonladen in Quickborn.

    „Luftballons bereiten doch jedem Freude, nicht nur den Kindern“, sagt sie über ihre Leidenschaft, die sie so sehr gepackt hat, dass sie inzwischen zu den besten Ballon-Künstlern in Deutschland, wenn nicht weltweit zählt, wie es der Erfolg in New Orleans zeigt. Für eine Supermarktkette fertigt sie jedes Jahr exklusiv kilometerlange Ballon-Girlanden an.

    Um diese Kunst zu beherrschen, brauche man viel Kreativität, Farbverständnis und Neugier, immer wieder etwas Neues auszuprobieren, sagt sie. Und wohl auch reichlich Geschick und etwas Geduld, falls doch mal wieder einer der Ballonträume plötzlich zerplatzt. „Meinen Diamantring muss ich natürlich abnehmen, wenn ich Ballon-Dekos bastele, sonst gehen sie kaputt.“

    Das widerfuhr auch ihrem in so liebevoller Handarbeit gefertigtem Kunstwerk. „Unter lautem Geknalle haben wir am Ende unsere Luftballon-Kuckucksuhr mit Nadeln und Messern plattgemacht.“