Cambridge.

Erstmals haben Forscher aus den USA und Großbritannien die Entwicklung menschlicher Embryonen zwei Wochen lang detailliert in Kulturschalen beobachtet. Die Embryonen setzten sich im Alter von etwa einer Woche an eine künstliche Substanz statt sich in die Gebärmutter einzunisten und entwickelten sich weiter.

In einem Prozess der Selbstorganisation schlugen die Embryozellen unterschiedliche Entwicklungswege ein, völlig unabhängig von mütterlichen Einflüssen, berichten die Wissenschaftler in zwei Studien, die in den Fachblättern „Nature“ und „Nature Cell Biology“ veröffentlicht sind. Ihre Arbeiten könnten helfen, die Ursachen von sehr frühen Fehlgeburten besser untersuchen zu können. Wissenschaftlich hoch interessant findet Dieter Birnbacher, Vorsitzender der Zentralen Ethikkommission bei der Bundesärztekammer, die Experimente.

Bisher sei es nicht möglich gewesen, die Vorgänge rund um die Einnistung des Embryos außerhalb des Mutterleibes zu untersuchen. „Wir sind aber dennoch meilenweit entfernt von der Vision einer Ektogenese, also dem Heranzüchten eines Kindes außerhalb des Mutterleibes“, so Birnbacher. Interessant seien die Ergebnisse auch aus ethisch-philosophischer Sicht. Sie untermauerten die auch dem deutschen Embryonenschutzgesetz zugrundeliegende Annahme, dass ein Embryo das Potenzial zur Selbstorganisation aus eigenen Ressourcen mitbringt. In Deutschland wären die Versuche der US-amerikanischen und englischen Wissenschaftler unmöglich gewesen. Während in anderen Ländern nach der „14-Tage-Regel“ Embryonen zwei Wochen lang außerhalb des mütterlichen Körpers im Labor heranwachsen dürfen, ist dies hierzulande verboten. In Deutschland dürfen Embryonen nur erzeugt werden, um eine Schwangerschaft herbeizuführen.