Washington.

US-Forscher haben einen Roboter entwickelt, der erstmals Operationen an Weichteilgewebe vornehmen kann. In einem Machbarkeitsnachweis zeigte das Team an Schweinen, dass der Roboter autonom Darmgewebe millimetergenau auftrennen und zusammennähen kann. Wegen seiner extremen Verformbarkeit galt das Operieren dieses Gewebes für Maschinen bisher als kaum lösbare Herausforderung.

In dem Nachweis, den das Team um Peter Kim vom Children’s National Health System (Washington) in der Zeitschrift „Science Translational Medicine“ beschreibt, prüften die Medizinier das sogenannte STAR-System. Es enthält neben einem Roboterarm Operationswerkzeuge, ein Navigationssystem und bildgebende Verfahren, die die Oberflächenstruktur des Gewebes dreidimensional darstellen. Während des Eingriffs berechnet das System mit Algorithmen ständig die Verformung des Gewebes.

Im Vergleich zu anderen Verfahren überlegen

In Tests an entnommenem Weichteilgewebe und später an lebenden Schweinen ließen die Forscher das Robotersystem Darmgewebe aufschneiden und wieder zusammennähen. Die Resultate verglichen sie mit denen erfahrener Chirurgen bei offenen Operationen, Schlüsselloch-OPs und bei roboterunterstützten Eingriffen mit dem da-Vinci-System. Insgesamt habe sich das STAR-System beim Vernähen der Darmsegmente im Vergleich zu den anderen Verfahren als überlegen erwiesen, schreiben die Forscher. Bei den Eingriffen gab es keine Komplikationen. „Diese Ergebnisse versprechen, dass autonome Operationen bessere Effizienz und Sicherheit ermöglichen, unabhängig von menschlichen Faktoren“, so die Forscher.

Das Team habe etwas geschafft, was viele Fachleute für unmöglich gehalten hätten, sagt Hubertus Feußner vom Klinikum rechts der Isar der TU München, der an der Studie nicht beteiligt war. Dass ein System derart komplexe Prozesse besser als von Hand ausführen könne, sei sensationell. Die Maschine sollte Chirurgen in Zukunft zwar nicht ersetzen, sie könnte diesen aber anstrengende Routineprozesse abnehmen, etwa Nähte und Knoten zu setzen. Wann solche Verfahren Klinikalltag sein könnten, sei schwer zu sagen – frühestens in drei Jahren.