New York.

Mit mehreren Tausend Soldaten, Pferden und 37 Elefanten soll der Feldherr Hannibal um 218 vor Christus die Alpen überquert haben. Dort kämpfte der karthagische Heerführer mehrere Jahre lang gegen Rom und musste sich am Ende geschlagen geben. Seine Alpenüberquerung aber gilt bis heute als logistische und taktische Meisterleistung. Doch wo genau Hannibals Tross langzog, ist auch nach mehr als 2000 Jahren Forschung nicht geklärt.

Bis jetzt – behauptet ein internationales Forscherteam unter Leitung der York Universität in Toronto, das seine neuen Erkenntnisse im Fachmagazin „Archaeometry“ vorstellt. An einem kleinen See am Rand des fast 3000 Meter über dem Meeresspiegel gelegenen Alpenpasses Col de la Traversette fanden die Forscher eine große Menge uralter Kotreste, möglicherweise von Pferden, die sie auf etwa 200 vor Christus datieren konnten.

Geschichtsschreiber beschrieben den falschen Pass

„Das ist eine der wenigen Stellen in der Gegend, die zum Tränken großer Tiergruppen benutzt werden konnte“, sagt der Mikrobiologe und Mit-Autor der Studie, Chris Allen. „Sie wurde ursprünglich bei geologischen Expeditionen in der Gegend entdeckt und entspricht Beschreibungen von dem Terrain, durch das Hannibal zog.“ Diese Beschreibungen stammen hauptsächlich von den antiken Geschichtsschreibern Polybios und Titus Livius, die mit Augenzeugen und deren Nachfahren gesprochen hatten.

Auf Basis dieser Quellen hatten Wissenschaftler bislang noch zu zwei weiteren möglichen Routen tendiert: der französische Col de Montgenèvre und der Col de Clapier zwischen Frankreich und Italien. Der Col de Clapier schien genau auf die Beschreibungen von Titus Livius zu passen. Doch die archäologischen Beweise deuten nun auf die schwierigere Traversette-Überquerung hin. Warum Hannibal diese gewählt habe, ist unklar.

Möglicherweise habe der Feldherr keine Wahl gehabt, weil feindliche Stämme lauerten. Abgeschlossen sei der Beweis seines Forscherteams aber noch nicht, warnt Allen. Mit genauerer Genanalyse der Bakterien in dem antiken Kot müsse nachgewiesen werden, dass er wirklich von Pferden oder Menschen stamme. Das könne noch eine Weile dauern.