Heilbronn.

Hätten die Psychologen des Amokläufers von Winnenden die Bluttat mit 16 Toten vorhersehen können? Am morgigen Dienstag verkündet das Landgericht Heilbronn seine Entscheidung zu einer Klage vom Vater des Jungen gegen Ärzte und Therapeuten einer psychiatrischen Klinik. Sie hätten ihn und seine Frau damals warnen müssen, dass von ihrem Sohn eine große Gefahr ausging, argumentiert der ehemalige Unternehmer.

Der 17-jährige Tim K. hatte am 11. März 2009 an seiner ehemaligen Schule in Winnenden und auf der Flucht im nahe gelegenen Wendlingen 15 Menschen und sich selbst erschossen. Die Tatwaffe hatte sein Vater, ein Sportschütze, im Kleiderschrank versteckt.

Es gebe keine denkbare Diagnose, die eine solche Tat auch nur erahnen lasse, entgegnete Gutachter Helmut Remschmidt nach Prüfung der ärztlichen Akten von damals. Ursache für die Tat sei einzig der freie Zugang zu Waffen im Elternhaus des Täters.

Mit seiner Klage will der Vater des Amokläufers erreichen, dass die Experten die Hälfte des Schadenersatzes übernehmen, den er an Opfer, Hinterbliebene, die Stadt Winnenden und die Unfallkasse Baden-Württemberg zahlen muss. Das Landgericht taxierte diese Summe auf vier Millionen Euro.

Den Eltern des Amoktäters sei nach vier Gesprächen im September 2008 eine Therapie des Jungen angeraten worden, argumentierte die Verteidigerin des Zentrums für Psychiatrie in Weinsberg. Diese Behandlung sei aber nie angetreten worden. Im ersten Gespräch hatte der spätere Amokläufer von Tötungsfantasien gesprochen. Er habe Gedanken, „alle erschießen“ zu können, steht in den Akten.