Das Nikolai-Quartier in der Innenstadt wurde zum Business Improvement District (BID) – und wird damit attraktiver und bunter

Das Nikolai-Quartier befindet sich im Wandel. Denn es ist Europas größtes BID (Business Improvement District) mit einer Fläche von 17 Fußballfeldern. Hier werden 9,3 Millionen Euro von 60 Grundeigentümern bis 2019 investiert, um das Viertel aufzuwerten. Dazu gehören barrierefreie Gehwege, Beleuchtung, Bäume und Fahrradbügel. Das BID Nikolai-Quartier umfasst das Gebiet zwischen dem Rathausmarkt im Nordosten und dem Rödingsmarkt sowie der Willy-Brandt-Straße, die das Gebiet im Westen und Süden eingrenzen. Insgesamt sind 14 Bauabschnitte geplant. Die Stadt unterstützt das Projekt, indem sie 2,85 Millionen Euro für die Grundinstandsetzung der Straßen Großer Burstah und Große Johannisstraße bereitstellt.

Der erste Spatenstich war am 18. März 2015, und seitdem laufen die Bauarbeiten auf Hochtouren: „Wir konnten die Maßnahmen am Neß, an der Straße Bei der Alten Börse und an der Trostbrücke bereits abschließen. Hier wurden die Gehwege verbreitert und neue Betonplatten mit Granitanteilen verlegt“, sagte Sebastian Binger, der das BID managt.

Auch am Großen Burstah, hier hat das Hamburger Abendblatt seinen Sitz, wird bereits gebaut: Die Straße hat inzwischen Boulevardcharakter. Die Bürgersteige wurden verbreitert, mit einem hellen Belag ausgestattet. Zudem wird die Straße erneuert. Bis August 2016 sollen die Bauarbeiten am Großen Burstah abgeschlossen sein.

Welche Bedeutung diese Entwicklung hat, macht auch Handelskammer-Hauptgeschäftsführer Hans-Jörg Schmidt-Trenz deutlich: „Mit dem BID Nikolai-Quartier wird das Herz der Hamburger Innenstadt wiederbelebt.“ Schon jetzt, nach Fertigstellung der ersten Bauabschnitte, lasse sich angesichts zahlreicher neuer Immobilienprojekte vor Ort erkennen, welches Potenzial dieser historische Teil Hamburgs habe, so Schmidt-Trenz.

Der Handelskammer-Chef kündigte an: „Bis Herbst 2016 soll nach dem Großen Burstah auch die Große Johannisstraße neu gestaltet werden. Anschließend werden wieder Busse in beiden Richtungen durch den Großen Burstah fahren und so auch die Erreichbarkeit der Geschäfte in dieser traditionsreichen Einkaufsstraße deutlich verbessern.“

Der Große Burstah soll an die glanzvollen Zeiten anknüpfen: Denn zum Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts war er eine der besten Hamburger Einkaufsadressen.

Die Geschäftsinhaber vor Ort haben große Erwartungen an die Umgestaltung: „Dieses BID ist ein Gewinn für den Großen Burstah. Das Straßenbild verändert sich positiv, und das wird sich auf lange Sicht auch auf die Frequenz und damit auf die Umsätze auswirken“, sagte Kevin Schütt dem Abendblatt.

Der Unternehmer ist Hauptgesellschafter von Schütt Optik am Großen Burstah und auch Mitglied im BID-Lenkungsausschuss: „Das Problem dieses Viertels war bislang, dass es in einer Art Dornröschenschlaf lag. Die Lage ist zwar sehr zentral, direkt hinter dem Rathaus, doch die klassische Laufkundschaft blieb bislang aus.“ Auch die zahlreichen Bauprojekte würden perspektivisch zu einer Belebung der Straße führen, so Schütt weiter.

In der Tat sind große Vorhaben geplant. Das ehemalige Allianz-Hochhaus, bezogen Anfang der 70er-Jahre, wird von vielen Hamburgern als „dunkler Klotz“ wahrgenommen. Das seit 2012 nicht mehr genutzte Gebäude soll 2017 endlich abgerissen werden.

Früher hatte an diesem Standort das Gertig-Haus gestanden. Seine prächtige Fassade aus polierten Ziegeln, mit üppiger Ornamentik und Sprossenfenstern haben die älteren Hamburger noch in Erinnerung.

Nun entwickelt die Commerzbank Real Estate hier ein Großbauprojekt: Auf dem rund 7000 Quadratmeter-Areal soll nach dem Abriss des Hochhauses bis Ende 2018 das „Burstah Ensemble“ entstehen. Auf etwa 40.000 Quadratmetern sind Büros, Einzelhandelsgeschäfte und bis zu 75 Wohnungen zum Fleet hin geplant. Außerdem soll in den Globushof ein Hotel einziehen, der Betreiber steht noch nicht fest.

Auch die Politik begrüßt die Pläne: „Die laufenden Umbauarbeiten am Großen Burstah lassen schon erahnen, welche neue Aufenthaltsqualitäten hier in der einstigen Straßenschlucht geschaffen werden. Gleichzeitig steht das Nikolai-Quartier aber auch für das Neuaufleben des Wohnungsbaus in der Stadt und die Verbindung von Wohnen, Arbeiten, Einzelhandel und Kultur“, sagte SPD-Stadtentwicklungsexperte Dirk Kienscherf. Das zentrale, aber fast vergessene Quartier lebe auf, trete hervor aus dem Schatten des erdrückenden einstigen Allianz-Gebäudes, schaffe neue Funktionen und erweitere damit die innere Stadt in Richtung Westen, so Kienscherf weiter. Und noch eine Veränderung: Auch das Gebäude am Hahntrapp/Ecke Großer Burstah wird abgerissen.

Eigentlich ist der Große Burstah eine klassische Geschäftsstraße: Aber in den vergangenen Jahren ist hier immer mehr Wohnraum errichtet worden. Dazu gehören die „Burstah Lofts“, hier sind 25 Eigentumswohnungen entstanden.

Wenige Meter weiter am Großen Burstah 31 wird das Haus aufgestockt, dort sollen 16 Wohnungen auf dem Dach gebaut werden. Bauherr ist die Allianz Real Estate Germany. Der Baubeginn ist für Mai dieses Jahres geplant. Die Fertigstellung soll im zweiten Quartal 2017 erfolgen.