Der Abenteuerfilm „Der Schamane und die Schlange“ zeigt intensive Einblicke in unberührtes ­Leben

Leise lässt Mancusa (Yauenkü ­Miguee) sein Boot auf den Wellen durch den kolumbianischen Dschungel ­gleiten. Darin liegt der deutsche Forscher Theodor Koch-Grünberg (Jan Bijvoet). Er fiebert. Der einzige im Dschungel, der ihm noch helfen kann, ist der Schamane Karamakate (Nilbio Torres). Für die Heilung benötigt dieser ­jedoch die Yakruna-Pflanze, ein halluzinogenes Klettergewächs, das die drei erst suchen müssen.

Gut 30 Jahre später sucht auch der amerikanische Botaniker Richard Evans Schultes (Brionne Davis) nach dieser Pflanze. Und wendet sich an den inzwischen gealterten Karamakate (Antonio Bolivar). Parallel erzählt, starten so gleich zwei bildgewaltige Expeditionen durch den Urwald – bei der nicht nur die Pflanze, sondern auch das eigene Ich gesucht wird.

„Der Schamane und die Schlange“ basiert auf wahren Begebenheiten der Wissenschaftler Grünberg und Schultes. Beide waren Anfang und Mitte des 20. Jahrhunderts ins Amazonasgebiet gereist, um verborgene Kulturen und Pflanzen zu erforschen. Als Abenteuer erzählt, setzt Regisseur Ciro Guerra auf gewaltige und einprägsame Bilder in kontraststarkem Schwarzweiß. Dadurch wirkt der Amazonas noch geheimnisvoller. Guerra zeigt neben der Schönheit der Natur auch die brutalen Auswirkungen der Kolonialzeit. Etwas mühsam ist dabei allerdings das Sprachamalgam: Überwiegend werden die Muttersprachen der Ureinwohner gesprochen, dann auch noch Spanisch, Latein, Deutsch und Portugiesisch – und das alles untertitelt. Da kommt man vor lauter Lesen kaum noch zum Bilderschauen. Zuweilen zieht sich das alles auch ein wenig in die Länge.

Aber dennoch: Der Reiz des ­unbekannten Abenteuers, die Schönheit nicht-zivili­sierter Gebiete und unentdeckter Kulturen machen diesen Film zu einem unvergess­lichen Erlebnis mit intensiven Einblicken in unberührtes ­Leben.

„Der Schamane und die Schlange“
COL/VEN/ARG 2015, 124 Min., ab 12 J., R: Ciro Guerra, D: Nilbio Torres, Jan Bijvoet, Antonio Bolivar, täglich im Abaton, Zeise; www.mfa-film.de