Thomas Hengelbrock dirigiert sämtliche Sinfonien

Johannes Brahms genießt in Hamburg qua Geburt noch etwas mehr Respekt als ohnehin auf der ganzen Welt. Da ist es nur schlüssig, dass das Musikfest mit einem Marathon durch Brahms’ Sinfonien schließt: Thomas Hengelbrock und das NDR Elbphilharmonie Orchester führen sie alle vier an einem Tag auf, beginnend nachmittags, weshalb das Motto bündig lautet „Alle vier ab vier“.

Seit den ersten Erfolgen, zu denen ihm sein Mentor Robert Schumann verhalf, gehörte Brahms zu den beachteten, geachteten und zunehmend auch zu den berühmten Komponisten. Daran konnten kleinere Scharmützel innerhalb der Zunft nichts ändern. Stünde es nicht in jeder Brahms-Biografie, der heutige ­Hörer würde nicht ahnen, welche Selbstzweifel den Lebensweg des brummeligen und zugleich hochsen­siblen Junggesellen säumten. „Ich werde nie eine Symphonie komponieren!“, schrieb er noch als Enddreißiger an den ­befreundeten Dirigenten Hermann ­Levi. „Du hast keinen Begriff davon, wie es unsereinem zu Mute ist, wenn er immer so einen Riesen hinter sich marschieren hört.“ Der Riese, das war natürlich Beethoven mit seinen neun Sinfonien, von denen jede sich organisch aus dem kompositorischen Entwicklungsstand der vorangegangenen zu ergeben scheint: jede ein Manifest.

Bekanntlich irrte Brahms sich mit seinem brieflichen Seufzer, auch wenn er es „nur“ auf vier Sinfonien gebracht hat. Allein für die erste Sinfonie c-Moll brauchte er etwa 14 Jahre. Wie viele Versuche Brahms unterdessen als untauglich vernichtet haben mag, das bleibt wohl sein Geheimnis.

„Alle vier ab vier“ 22.5., 16.00 und 19.00,Laeiszhalle. Karten zu je 12,50 bis 60,- unter T. 35 76 66 66