Norderstedt. Bürgermeisterwahl am 24. April: Hans-Joachim Grote, 60, will eine vierte sechsjährige Amtszeit in Norderstedt antreten

Norderstedts Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote (CDU) will es noch mal wissen. Am Sonntag, 24. April, stellt er sich zum vierten Mal den Norderstedter Bürgern zur Wahl – erstmals ohne Gegenkandidaten. Die vierte sechsjährige Amtszeit begänne im Dezember. „Ich fühle mich noch nicht alt genug, um in den vorzeitigen Ruhestand zu gehen“, begründet der Verwaltungschef von 1200 Mitarbeitern diesen Entschluss. „Nur noch Golf spielen, würde mir nicht reichen“, sagt er.

Das geänderte Landesbeamtengesetz kommt ihm zupass. In früheren Zeiten musste ein Bürgermeister spätestens mit 65 Jahren abtreten. Nun kann er bis zur Vollendung des 68. Lebensjahres im Amt bleiben. Grote, der bei Amtsantritt im Dezember 61 Jahre alt wäre, könnte also noch die gesamte Amtszeit bis 2022 im Rathaus residieren. „Ich habe auch noch Spaß, an der Weiterentwicklung der Stadt Norderstedt mitzuwirken“, sagt Grote. „Eine Stadt ist niemals fertig.“ Finanzielle Belange spielten keine Rolle. Er könnte sofort bei vollen Pensionsbezügen in Rente gehen.

Sein Lebensmotto hat Grote in Form eines Ausspruchs des Alt-Bundespräsidenten Gustav Heinemann auf seinem Schreibtisch stehen. „Wer nichts verändern will, wird auch das verlieren, was er bewahren wollte“, habe der große deutsche Politiker einmal gesagt. „Man muss auch bereit sein, vorhandene Dinge infrage zu stellen.“

Das gelte privat und beruflich, ist Grote überzeugt und nennt ein Beispiel. Früher galt der Autobahnanschluss als unbedingt erstrebenswert für die Stadtentwicklung Norderstedts und die Lösung seiner Verkehrsprobleme. „Heute sind die Datenautobahnen viel wichtiger.“ Norderstedt könnte hier mit dem Pfund der flächendeckenden Glasfaserversorgung wuchern und sich nun auch auf die künftigen Anforderungen auf dem Arbeitsmarkt einstellen.

Dies wiederum würde die innerstädtischen Strukturen weiter verändern und sie kleinteiliger und dezen­traler machen, ist Grote überzeugt. Die Wohnquartiere müssten so geplant werden, dass sich Wohnen und Arbeiten dort gut miteinander vereinbaren ließen. „Die Stadt der kurzen Wege“, nennt Grote dies. Dies zu organisieren, werde künftig die Hauptaufgabe für Verwaltung und Politik sein. Norderstedt, das zurzeit knapp 78.000 Einwohner zählt, werde noch ein paar Jahre weiter wachsen, vielleicht bis 85.000 Einwohner, glaubt Grote. In seiner Amtszeit hat sich die Einwohnerzahl um 6300 (plus 8,8 Prozent) erhöht. Dann werde der demografische Wandel auch hier durchschlagen, und es werde darauf ankommen, dass sich die größte Stadt des Kreises Segeberg auf den Bedarf der alternden Bevölkerung eingestellt hat.

Großes Vermögen, vergleichsweise wenig Schulden – der Stadt geht es gut

Seine Bilanz in den bislang gut 17 Jahren als Bürger- und Oberbürgermeister könne sich sehen lassen, findet Grote. Auch wenn dies immer ein Zusammenspiel von Ehrenamt und Hauptamt ist. „Allein kann der Bürgermeister nichts bewirken.“ Wichtigstes Projekt für ihn war die Umgestaltung des Stadtparks für die Landesgartenschau, die 2011 rund 580.000 Besucher in den Norderstedter Stadtpark lockte, der dafür aufwendig für mehr als 20 Millionen Euro zu einem Freizeitpark umgestaltet wurde. „Der Stadtpark ist Lebensqualität und zen­traler Identifikationspunkt für die Menschen unserer Stadt geworden“, sagt Grote. Der Stadtpark sei heute auch sein Lieblingsplatz in der Stadt.

Dazu trägt auch das dortige Kulturwerk bei. Es war Grotes Idee, die stillgelegte Ruine einer Sandsteinfabrik im Stadtpark zu einem Kulturzentrum umzugestalten, in dem heute Theatergastspiele laufen und Musikbands Konzerte geben. Die acht Millionen Euro dafür bewilligte ihm die Politik.

Mit einem ausgeglichenen 200-Millionen-Euro Haushalt (1998: 130 Millionen) und einem städtischen Vermögen von 530 Millionen Euro (1998: 150 Millionen) bei einer Verschuldung von 90 Millionen Euro sei Norderstedt mehr als gut aufgestellt, sagt Grote. 70 Millionen Euro Gewerbe- und 40 Millionen Einkommenssteuer nimmt Norderstedt dieses Jahr ein. Seit 1998 haben sich diese Steuereinnahmen um 75 Prozent erhöht. „Wir sind eine von acht der 1100 Städte und Gemeinden in Schleswig-Holstein, die in den kommunalen Finanzausgleich einzahlen.“ Das sei auch der guten Lage Norderstedts geschuldet, die wegen der Nähe zu Hamburg viele Menschen und Unternehmen anlocke. Diese gute Wirtschafts- und Ertragskraft zu sichern, sehe er als seine Hauptaufgabe für eine vierte Amtszeit bis 2022 an. Weil nur so die Vielzahl an Dienstleistungen im sozialen Bereich, in Bildung und Sport auch zum Wohle aller Norderstedter aufrechtzuerhalten sei.

Mit seiner Frau Doris, die auch dem Segeberger Kreistag angehört, fühlt er sich in Norderstedt sehr wohl. „Hier werden wir unseren Lebensabend verbringen“, sagt Grote. Ihre erwachsenen Kinder Philipp und Camilla hat es beruflich inzwischen nach Hamburg und Bayern gezogen.