Berlin.

Ärzte setzen immer häufiger Medizinhonig bei der Wundheilung ein. Ein Grund dafür sind Antibiotikaresistenzen, die so umgangen werden können. Honig gehört zu einem der ältesten natürlichen Heilmittel der Weltgeschichte, seine antibakterielle Wirkung ist wissenschaftlich belegt.

Das dickflüssige Bienenprodukt legt sich wie ein Film über Wunden und verhindert, dass Bakterien eindringen. Die zusätzliche antibakterielle Wirkung vieler Honige entstehe durch die enzymatische Produktion von Wasserstoffperoxid, erklären Wissenschaftler des KPC Medical College and Hospital in Kalkutta, die Honig als Alternative zu Antibiotika untersucht haben.

Der besondere Vorteil des Naturproduktes liege darin, dass Keime offenbar keine Resistenz dagegen aufbauen, schreiben die indischen Wissenschaftler im „Asian Pacific Journal of Tropical Biomedicine“. Das mache ihn wertvoll in der Behandlung chronischer Wundinfektionen, die nicht auf antibiotische Behandlung reagieren.

Problematisch sei aber, dass es kaum einheitliche Standards bei Honig gebe. Bei jeder Honigsorte unterscheide sich auch die Zusammensetzung und die Wirksamkeit. Bei von Ärzten verwendetem Medizinhonig handelt es sich oft um sogenannten Manuka-Honig. Dieser entsteht, wenn Bienen sich von Pflanzenpollen der Gattung Leptospermum ernähren, die vor allem in Ozeanien verbreitet ist. Auch Tualang-Honig sei geeignet, so die Forscher. Er wird von Bienen produziert, die in tropischen Regenwäldern unterwegs waren, in Indonesien, Malaysia, Thailand oder auf den Philippinen. Weitere Sorten müssten noch untersucht werden.

Regional und ökologisch hergestellte Honige seien kommerziellen Produkten in ihrem therapeutischen Nutzen überlegen, schreiben die Wissenschaftler. Medizinischer Honig wird mit Gammastrahlen behandelt, um ihn steril zu machen. Nur dann erhält er eine Zulassung. Davon, herkömmlichen Honig aus dem Handel auf Wunden zu pinseln, raten Experten ab.