Die Mädchengestalt in die feinen Plisseefalten eines japanischen Modedesigners gehüllt, dazu die noblen Züge einer Indianerin: Das ist nicht der einzige Kontrast, der an Mitsuko Uchida überrascht. „Ich bin Mitsuko“, stellt sich der Weltstar, der jetzt bei Steinway in Hamburg Flügel für die Elbphilharmonie testete, schlicht vor. 1948 geboren, zog Uchida mit zwölf Jahren mit ihren Eltern nach Wien. Dort begann ihre Karriere als Pianistin.

Welches ihre Sprache ist? „In der Musik zähle ich auf Deutsch, aber ich rechne auf Japanisch.“ Ihr Alltag findet auf Englisch statt. Seit 1972 lebt Uchida in London. Ihr Lebensgefährte habe keine blasse Ahnung von Musik, erzählt sie amüsiert. Die beiden teilen die Liebe zur Literatur, trinken Darjeeling First Flush – „oder wir sitzen da, ohne unbedingt sprechen zu müssen.“

Neben vier Konzertflügeln besitzt Uchida einen kleineren Steinway der Größe O. Den „Otto“ kaufte ihr einst der Vater in der Vorstellung, Uchida würde wie eine japanische Tochter aus gutem Hause in der Nähe der Familie wohnen bleiben und vom Unterrichten leben. Sie lacht: „Ich habe meinen Vater schrecklich enttäuscht, dass ich nicht Klavierlehrerin geworden bin.“ Da ist er wohl der Einzige.

Seite 21 Zwölf Kandidaten, null Punkte