Das Hamburger Akustik-Punk-Trio Liedfett spielt am 26. März im Uebel & Gefährlich

Es gibt Bands, denen begegnet man an jeder Ecke in deiner Stadt: Le Fly, iFire, Ticos Orchestra, Meute, Monsters Of Liedermaching, Das Pack oder Liedfett. So unterschiedlich sie sind, so schwer lassen sie sich in Schubladen stecken. Reggae, Dancehall, Hip-Hop? Ska, Balkan, Folk? Akustisch? Verstärkt? Es geht alles, und es ist egal, ob es eine große Festivalbühne ist, ein Club, ein Guerilla-Open-Air, eine Küchenparty. Sie tummeln sich dort, mit und zwischen uns.

„Le Fly, Das Pack, die Monsters, Danube’s Banks, die kennen wir alle gut“, erzählt Liedfett-Sänger Daniel Michel bei einem Bier auf St. Pauli in der Bar Roosen, „wenn man in den gleichen Clubs spielt, läuft man sich oft über den Weg und vernetzt sich dadurch schnell. Irgendwie sind wir eine Leidensgemeinschaft, auch weil man sich in Bars zu Zeiten trifft, wenn die meisten Leute schon im Bett liegen.“ So entstehen Kontakte und gemeinsame Auftritte, Fangemeinden überschneiden sich und wachsen.

Liedfett wurde 2007 von Daniel Michel, Gitarrist Lucas Uecker und Schlagzeuger Philipp Pöhner gegründet. Lucas und Philipp spielten vorher in einer räudigen Hardcore-Punk-Band. „Hauptsache, derbe, Hauptsache, auf die Fresse“, lacht Philipp. Und auch wenn Liedfett auf den ersten beiden Alben „Kochbuch“ (2011) und „Klarkomm“ (2013) Akustik-Pop mit Kazoo, Wanderklampfe und Cajón (Teekistentrommel) spielte, so sind die Punkwurzeln doch immer zu hören gewesen. Nicht anders ist es auf dem dritten Langspieler: „Laufenlassen“.

Die 14 Lieder beschreiben den Alltag eines geselligen Trios, das nur zwischen Bett und Bühne zu leben scheint. „Montagmorgen“, „Billiger Wein“, „Pleitegeier“, „Spaß spendet Trost“, „Schmierlappenkommando“, „Scheitern“, „Alkoholika“, „Hängengeblieben“. „Ja, das ist schon Punk in der Seele“, Lucas, „aber wir wollten den eben nicht so spielen, wie man ihn schon tausendfach gehört hat.“

Und live auf der Bühne entfaltet der Akustik-Punk die gleiche dynamische, mitreißende Wirkung wie die verstärkte Variante. „Wir hatten lange Schwierigkeiten, dieses Gefühl und diesen Sound auch auf unsere Alben zu übertragen. Jetzt ist uns das endgültig gelungen.“ Der aus New York stammende Produzent Victor Flowers, der bereits als Bassist und Keyboarder für Jay-Z und Alicia Keys arbeitete, wusste, wie „Laufenlassen“ klingen muss, denn er begleitet Liedfett am Bass und konnte so im Produzenten-Duo mit Jurik Maretzki das Live-Gefühl ins Studio übertragen.

„Laufenlassen“ klingt schnörkellos, ungekünstelt, wie in einer Session eingespielt. Wie AnnenMayKantereit, nur straßenköteriger. Oder wie Ton Steine Scherben ohne den politisch-moralischen Überbau. „Wir machen schon die Augen auf und schauen, was in der Welt passiert“, sagt Daniel, „aber wir wollen keine Parolen vor uns hertragen. Nur unser Motto: love love, hate hate.“

Liedfett Sa 26.3., 20.00, Uebel & Gefährlich
(U Feldstraße), Feldstraße 66, Karten zu 17,20 im Vorverkauf; www.liedfett.de