Wenn ein geliebter Mensch stirbt, scheint die Welt um einen herum vorbeizurauschen. Auch Laurie Anderson erlebte schwere Schicksalsschläge: Erst starb ihr geliebter Hund, dann ihre Mutter, danach ihr Ehemann Lou Reed. Ihre Gedanken und Emotionen dazu hat Anderson in „Heart Of A Dog“ verarbeitet – einem kunstvollen und sehr privaten Bilder- und Gedankenrausch.

Anderson, bekannt als Performance-Künstlerin, Fotografin und Sängerin, streift gesellschaftliche Entwicklungen und existenzielle Fragen. Der Amerikanerin gelingt es scheinbar spielerisch, Philosophen wie Søren Kierkegaard zu zitieren, Maler wie Francisco de Goya vorzustellen und die Absurdität des US-Überwachungsstaates miteinzubinden. Die 68-jährige Anderson versucht zu ergründen, wie der Hund die Welt um sich herum wahrnahm und was sie selbst so eng an das Tier band. Auch Rocklegende Lou Reed ist in „Heart Of A Dog“ kurz zu sehen. Dennoch dreht sich das komplexe, nur 75 Minuten lange Werk nicht um Reed, sondern ist ein Einblick in Andersons Gedankenwelt.

Einige Zuschauer werden mit diesem assoziativen Filmgedicht wenig anfangen können, sind es doch sehr subjektive Wahrnehmungen. Und doch enthält ihr experimenteller Essay existenzielle Gedanken zum Leben und zum Tod. Das poetische „Heart Of A Dog“ entwickelt sich so zur zutiefst berührenden Meditation über Liebe und Abschied.

„Heart Of A Dog“ F/USA 2015, 75 Min, o. A.,
R: Laurie Anderson, täglich im Abaton (OmU)