Norderstedt. Jugendliche lernen im Unterricht verschiedene Tanzstile kennen. Eine Kooperation zwischen dem 1. SC Norderstedt und der Willly-Brandt-Gemeinschaftsschule macht es möglich

Der noch halbdunkle Tanzsaal des 1. SC Norderstedt am Scharpenmoor füllt sich. Reihenweise Teenager, die die Willy-Brandt-Gemeinschaftsschule in Garstedt besuchen, strömen in Richtung Parkett, ziehen es aber vor, zunächst auf den Stühlen und Tischen rund um die Fläche Platz zu nehmen. Die Acht- bis Zehntklässler kauern auf ihren Sitzgelegenheiten und warten auf die Ansage ihrer Lehrerin Yvonne Friederich, die die Schul-AG leitet.

Bevor es zur Sache geht, wird – wie es sich für eine Schulveranstaltung gehört – erst einmal die Anwesenheit überprüft. Yvonne Friederich steht vor ihren Schülerinnen und Schülern und fragt ab. Hier ein leises „Ja“ und dort ein lauteres „Hier“ sind zu hören. Danach geht’s aber auch schon auf die Tanzfläche. Die 14 bis 16-Jährigen schnappen sich einen Partner. Aufgrund des deutlichen Frauenüberschusses tanzen auch Mädchen miteinander. „Ich mache beim SCN schon seit einiger Zeit Streetdance. Das hilft mir hier ein bisschen“, sagt die 14 Jahre alte Gina Hallbauer, die sich mit ihrer Partnerin Sina Häse in der Männerrolle, die beim Tanzen erheblich von der der Frau abweicht, abwechselt.

Bei den meisten Jungs ist die Tanzbegeisterung aus der Not geboren. Drei Wahlpflichtfächer standen zur Auswahl, Tanzen war bei vielen die dritte Alternative. Doch enttäuscht, dass es nicht für den Technikkursus oder den Erste-Hilfe-Lehrgang gereicht hat, ist keiner: „Ich mache mit, um bei meinem tanzbegeisterten Opa Gernot zu punkten. Bisher habe ich eher Kampfsport gemacht. Das macht hier aber auch sehr viel Spaß“, sagt Melvin Aichlseder, 14, der mit Antonia Schories, 15, tanzt. Für die beiden Youngster ist diese Schulstunde offensichtlich alles andere als eine störende Pflicht, sie amüsieren sich miteinander und harmonieren auf dem Parkett prächtig. Andere sind da etwas zurückhaltender, gucken eigentlich durchgehend auf die Füße und kommen nicht so richtig hinterher.

Dass die Resonanz so groß ist – rund 50 Schülerinnen und Schüler sind in der Tanz-AG –, führt die Übungsleiterin unter anderem auf die angenehme Atmosphäre im Tanzsaal zurück. Kaum laufen die ersten Takte der Musik, finden sich immer mehr Duos auf der Fläche ein. „In der Gruppe ist es leichter. Da fühlt man sich nicht so beobachtet“, sagt Yvonne Friederich über ihre Schülerinnen und Schüler, die sich eine Stunde lang zu den verschiedenen Musikstilen bewegen.

Die Englisch- und Geschichtslehrerin spricht die richtige Sprache und hat ein Erfolgsschema, das bei den Jugendlichen gut ankommt. „Wir wiederholen erst einmal das schon Erlernte, dann machen wir neue Sachen. Wir beginnen mit Discofox, das ist ja der bekannteste Partytanz. Danach kommen Cha-Cha-Cha, Jive oder auch Tango. Unser Ziel ist in diesem Jahr die Teilnahme am Mannschaftswettbewerb „Jugend trainiert für Olympia“. Im vergangenen Jahr ist der Wettbewerb ja leider ausgefallen“, sagt die 35-Jährige, die den Tanzsaal am Scharpenmoor wie ihre Westentasche kennt. Schließlich tanzt Yvonne Friederich seit 20 Jahren mit Partner Florian Wilhelm für den Garstedter Club. Bis in die höchste deutsche Kategorie – die S-Klasse – hat es das Duo geschafft.

2008 kam Yvonne Friederich als Referendarin an die Willy-Brandt-Schule, 2009 rief sie die erste Tanz-AG ins Leben. In diesem Jahr hat die Schule bereits zum vierten Mal das Prädikat „Tanzsportbetonte Schule“ des Deutschen Tanzsportverbandes erhalten. Verbunden mit dem Prädikat ist ein Geldpreis in Höhe von 250 Euro. „Ich möchte gerne einen Hip-Hop-Workshop anbieten. Dafür können wir das Geld gut gebrauchen. Außerdem will ich mit meinen Schülern das Tanzsportabzeichen in Bronze machen“, sagt Yvonne Friederich.

Sportverein und Schule wollen ihre Zusammenarbeit vertiefen

Die Kooperation zwischen dem 1. SC Norderstedt und der Willy-Brandt-Schule ist für beide Seiten vorteilhaft. Yvonne Friederich, die auch Schulsportbeauftragte im Tanzssportverband Schleswig-Holstein ist, hat noch weitere Ideen: „Wir wollen die Zusammenarbeit zwischen Verein und Schule vertiefen und dafür unsere Kurse im SCN öffnen. Die Schüler sollen in bestehende Gruppen gehen können, müssen aber nicht unbedingt Vereinsmitglied sein. Auch andere Angebote für andere Altersstufen, zum Beispiel Kindertanzen, werden getestet.“

Für die Entwicklung des Tanzsports sind diese Aktionen vorteilhaft. Zudem bescheren sie dem 1. SC Norderstedt vielleicht auch das eine oder andere Mitglied, das in der Schul-AG seine Leidenschaft für den Turniertanz entdeckt.