Mevlut ist Verkäufer. Im Angebot hat er Joghurt und Boza. Das ist ein leicht vergorenes, bierähnliches Getreidegetränk, das sich in den Balkanländern großer Beliebtheit erfreut. Mevluts Beruf ist ein Auslaufmodell. Durch die Augen dieses Mannes erfährt man in diesem Roman Istanbul, die Stadt, und auch das an tragischen Ereignissen nicht gerade arme Leben seines Protagonisten. Er verliebt sich zum Beispiel in eine Frau, aber als er alles arrangiert hat, um mit ihr durchzubrennen, merkt er erst, dass es ihre Schwester ist, mit der er da reist. Orhan Pamuk, der seine Heimat­stadt schon aus so vielen Blickwinkeln geschildert hat, wählt in „Diese Fremdheit in mir“ (Hanser Verlag, 26 Euro) nun den des einfachen Mannes. Seine Fabulierlust überzeugt immer wieder. Aber nicht nur das. Wie in einem Dokudrama kommen hier viele Charaktere zu Wort, die Mevlut und die Ereignisse beschreiben. Manchmal wirft diese Vielstimmigkeit mehr Fragen auf, als sie beantwortet.