Taipeh.

Früh eingeschulte Kinder bekommen häufiger die Diagnose ADHS. Das zeigt eine Analyse von Schülern in Taiwan. „Unsere Ergebnisse unterstreichen, wie wichtig es ist, die Altersstufe eines Kindes innerhalb seiner Klasse zu berücksichtigen, wenn es um eine ADHS-Diagnose und die Verschreibung von Medikamenten geht“, betont Hauptautor Mu-hong Chen vom Veterans General Hospital in Taipeh. Eine Studie in Deutschland war im vergangenen Jahr zu ähnlichen Ergebnissen gekommen.

Die Zahl der ADHS-Diagnosen bei Kindern hat in den vergangenen Jahren in vielen Ländern weltweit deutlich zugenommen. Viele Experten sehen das kritisch – zumal die Diagnose stigmatisierend wirken kann, und die Medikamente starke ‎Nebenwirkungen haben können.

Dass es starke Schwankungen in der Diagnostik gebe, zeigten die ADHS-Raten in verschiedenen Ländern, schreiben die Forscher: In den USA liege sie zum Beispiel bei 15 Prozent der Kinder, in Europa nur bei etwa fünf Prozent. Die Forscher um Mu-hong Chen vom Veterans General Hospital in Taipeh hatten die Daten von fast 380.000 Kindern zwischen vier und 17 Jahren aus den Jahren 1979 bis 2011 ausgewertet. Als Stichtag zur Einschulung gilt in Taiwan der 31. August.

Die Forscher prüften, wie viele der jüngsten eingeschulten Kinder und wie viele der ältesten die Diagnose ADHS hatten oder sogar Medikamente dagegen bekamen. Einen klaren Zusammenhang zwischen Alter und ADHS-Diagnoserate habe es bei den Vorschul- und Grundschulkindern, nicht aber bei den Jugendlichen gegeben, schreiben die Forscher.

Dies weise darauf hin, dass die einschulungsbedingten Unterschiede mit zunehmendem Alter und zunehmender Reife schwänden. Bei den Kindern stieg die Rate mit jedem früheren Geburtsmonat an. Jungen waren dabei weit häufiger betroffen als Mädchen.

Die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) – auch als Zappelphilipp-Syndrom bekannt – zählt zu den am häufigsten diagnostizierten neuropsychischen Störungen in westlichen Ländern.