Berlin .

Für alle, die sich bei der Arbeit immer müde und schlapp fühlen, gibt es vielleicht eine Erklärung. Sie arbeiten einfach zur falschen Zeit. Eine Reihe von amerikanischen, britischen und deutschen Forschern haben den Einfluss des Biorhythmus auf die Arbeit untersucht. Die Ergebnisse könnten nach Ansicht der Wissenschaftler unsere Arbeitswelt revolutionieren.

Der Münchener Chronobiologe Till Roenneberg geht beispielsweise davon aus, dass 70 Prozent der Bevölkerung unter einem sogenannten „sozialen Jetlag“ leiden. Sie stehen also wegen ihrer Arbeit entweder früher oder später auf, als es ihren persönlichen Bedürfnissen entspräche. Diese innere Uhr eines Menschen ist genetisch verankert. Laut Paul Kelley, Neurowissenschaftler an der Universität Oxford, entwickelt sich dieser Rhythmus in der Pubertät. Für ihn wäre der ideale Arbeitsbeginn für den Durchschnitts-Arbeiter 10 Uhr. Wer langfristig seine innere Uhr ignoriert, dem drohen sogar gesundheitliche Schäden. Und auch bei der Arbeit macht sich der Biorhythmus bemerkbar.

Im Rahmen einer Studie untersuchte der Münchener Roenneberg Arbeiter bei Volkswagen und Thyssenkrupp. Er überprüfte die natürlichen Schlafgewohnheiten der Probanden und ordnete die Schichten entsprechend um. Frühaufsteher bekamen die Frühschichten, Nachteulen die Spätschichten. Die Ergebnisse waren erstaunlich: In beiden Fällen waren die Arbeiter produktiver, fühlten sich gesünder und wacher – bei der Arbeit und in ihrer Freizeit. Und auch das Gegenteil war messbar. Arbeiter, die entgegen ihrer inneren Uhr Dienst hatten, fabrizierten häufiger Fehler.

Der Amerikaner Ryan Olson kam bei ähnlichen Studien in den USA zu vergleichbaren Ergebnissen. Für ihn wäre die Konsequenz daraus eine Neuordnung unserer Arbeitswelt. „Mit der heutigen Technologie haben strikte Dienstpläne einfach keine Berechtigung mehr“, erklärte er im Gespräch mit der BBC. Unternehmen sollten deshalb davon abgehen, ihre Mitarbeiter nach Arbeitszeiten zu bezahlen, sondern vielmehr nach ihrer Leistung – egal, zu welcher Uhrzeit diese erbracht wird.