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Man nennt sie auch die „stillen Entgifter“. Am heutigen Weltnierentag wird eines der wichtigsten Organe gewürdigt. Im Fokus stehen 2016 Kinder, die unter erblichen Erkrankungen leiden.

Nur wenn rechtzeitig damit begonnen werde, die Nierenfunktion zu erhalten, lasse sich die sonst zwingend notwendige Blutwäsche möglichst lange verhindern, so die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie (Nierenheilkunde, DGfN) – manchmal sogar bis ins hohe Alter. Ein Überblick über die Bedeutung der Nieren.

Die Aufgaben der Nieren

„Die Natur hat es so eingerichtet, dass wir die wasserlöslichen Stoffe, die unser Körper nicht benötigt, über die Nieren wieder von uns geben“, erläutert der Düsseldorfer Nierenfacharzt Professor Gerd Hetzel. Ähnlich wie Kaffee eine Filtertüte durchqueren diese Stoffe die rund 1,5 Millionen kleinen Filter in der Niere. So entstehen jeden Tag rund 150 Liter sogenannter Primärharn.

„Daraus entnehmen die Nieren Nützliches wie Kochsalz oder Zucker – und reduzieren ihn auf etwa 1,5 Liter Urin“, sagt Wolfgang Grotz, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin am Essener Alfried Krupp Krankenhaus. Doch über die Entgiftung und Urinproduktion hinaus erfüllen die Organe viele weitere Aufgaben: „Sie regulieren verschiedene Stoffwechselfunktionen und sorgen etwa dafür, dass der Kalk in den Knochen landet, nicht in den Gefäßen.“

Leben mit einer Niere

Nieren sind die meisttransplantierten Organe in Deutschland, im Schnitt sind es rund 2200 pro Jahr – rund 8000 Patienten stehen jährlich auf der Warteliste. In der Mehrzahl der Fälle stammen die Nieren von hirntoten Spendern, aber die Zahl der sogenannten Lebendspenden steigt seit einigen Jahren und liegt nach Angaben des Transplantationszentrums München der Ludwig-Maximilians-Universität mittlerweile bei 25 Prozent.

Voraussetzung: Die Spender müssen eine enge Bindung zu dem Patienten haben, wie etwa Eltern, Geschwister oder Ehepartner, sie müssen gesund, zwischen 20 und 80 Jahre alt sein und im Anschluss mit nur einer Niere leben. Diese übernehme nach der Operation „voll die Funktion der entfernten zweiten Niere“, so die Experten des Münchner Transplantationszentrums.

Was den Organen schadet

Zahlreiche Erkrankungen wirken sich auf die Nieren aus, etwa Bluthochdruck, Rheuma und Diabetes. „Vor allem chronisch Kranke sollten die Nieren regelmäßig beim Arzt überprüfen lassen“, sagt Hetzel.

Er empfiehlt, den Blutdruck auf einem Normalmaß zu halten, damit die empfindlichen Poren der kleinen Filter nicht durch erhöhten Druck reißen und dann vernarben. Denn: „Nierengewebe regeneriert sich nicht.“ Das Tückische: Die Nieren geben ihren Dienst nach und nach auf, ohne dass dies Schmerzen bereitet. Deshalb muss der Hausarzt sie mithilfe von Laboruntersuchungen kontrollieren. Stellt er Probleme fest, kann er zum Facharzt, einem Nephrologen, überweisen.

Kinder als Patienten

Schon bei Kindern kann es wichtig sein, die Nieren im Blick zu behalten. Zwar sind laut der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie nur wenige Hundert Kinder unter den 80.000 Deutschen, die auf eine Blutwäsche angewiesen sind. Jedoch sei der Nierenfunktionsverlust bei mehr als zehn Prozent der Dialysepatienten auf eine Erbkrankheit (etwa Zystennieren), auf eine seit Geburt bestehende Nierenfehlbildung oder auf eine seit früher Kindheit bestehende Nierenkrankheit zurückzuführen.

Bei diesen Patienten ist die Nierenfunktion schon früh leicht eingeschränkt – ein Zustand, der sich über Jahre verschlimmert und dazu führt, dass die Betroffenen auf eine Nierenersatztherapie (Dialyse oder Nierentransplantation) angewiesen sind.

Erste Warnzeichen

Der Krankheitsprozess kann allerdings verlangsamt werden. Es sei daher wichtig, dass Kinder und Jugendliche auch mit einer leichtgradigen Nierenfunktionseinschränkung zu einem Experten überwiesen werden“, erklärt Professor Peter Hoyer, Kindernephrologe an der Universitätsklinik Essen und Präsident der Gesellschaft für Pädiatrische Nephrologie (GPN).

„Erste Warnzeichen solcher Nierenkrankheiten sind Blutkörperchen oder hohe Eiweißmengen im Urin, beides kann der Kinderarzt mit einem einfachen Urintest erkennen.“ Ein wichtiger Baustein, um die Abnahme der Nierenfunktion im Zuge solcher Erkrankungen mit Nierenbeteiligung zu verlangsamen, ist die Gabe von ACE-Hemmern – blutdrucksenkenden Medikamenten –, die zusätzlich eine nierenschützende Wirkung haben.