Wer den Profiboxer Jürgen Brähmer auf dessen Lebensweg begleiten durfte, der kann im Spätherbst der Karriere mit Staunen feststellen, wie wandlungsfähig der Mensch sein kann. Aus einem bisweilen unbeherrschten jungen Kämpfer, der sich nicht immer an jede Regel hielt, ist ein treu sorgender Familienvater und gewiefter Geschäftsmann geworden, der sich als Ausgleich zum Alltagsleben auch noch erfolgreich durch die Ringe der Republik schlägt.

An diesem Sonnabend verteidigt der 37 Jahre alte Halbschwergewichtler, der von 1999 bis 2012 für den mittlerweile insolventen Hamburger Profistall Universum kämpfte, seinen WM-Titel in Neubrandenburg. Das Duell mit Eduard Gutknecht ist Brähmers 50. Profikampf, und dass er sein Jubiläum fernab jeglichen Glamours in seiner Heimat Mecklenburg-Vorpommern gegen einen deutschen Rivalen bestreitet, sagt viel aus über den bodenständigen Schweriner.

Brähmer geht es beim Boxen nicht mehr vorrangig um Titel oder die große Bühne. Er will vor allem Spaß haben und denen etwas bieten, die immer zu ihm gestanden haben. Es ist das Geheimnis seiner Wandlung, dass er für sein Leben das gefunden hat, was ihm wirklich wichtig ist.

Seite 24 Brähmer will sich selbst überraschen