Das Drama „El Clan“ zeigt spannend und vielschichtig die kriminellen Geschäfte der Puccios in den 1980ern

Die Puccios sind eine schrecklich nette Familie. Zumindest nach außen. Oberhaupt Arquímedes (Guillermo Francella) ist ein freundlicher Nachbar und Familienvater, der sich um seine Ehefrau Epifánia (Lili Popovich) ebenso kümmert wie um seine fünf Kinder. Seine größten Hoffnungen liegen auf seinem erwachsenen Sohn Alejandro (Peter Lanzani), der es als Rugbyspieler der Nationalmannschaft bereits zu einigem Ruhm gebracht hat. Aber es gibt noch weitere, wechselnde Bewohner des Hauses in San Isidro, einem Nobelvorort von Buenos Aires. Und sie bleiben nie freiwillig.

Es ist Mitte der 1980er-Jahre und die Diktatur in Argentinien gerade zu Ende. Arquímedes Puccio, früher ranghohes Mitglied der Militärjunta, die mehr als 30.000 Menschen verschwinden ließ, setzt Entführungen und Lösegelderpressungen auf eigene Rechnung fort. Man muss ja die Familie ernähren. Die Opfer stammen meist aus dem reichen Umfeld seines Sohnes Alejandro, den er sich zum Hauptkomplizen herangezogen hat.

Die Schreie aus dem Keller werden von der Familie beim gemeinsamen Abendessen so gut es geht ignoriert. Zur Risikominimierung werden nach der Zahlung des Lösegeldes die Opfer aber meist trotzdem hingerichtet. Eine Weile läuft dieses Geschäft ziemlich reibungslos, bis Alejandro anfängt, es in Frage zu stellen.

Eine tiefschwarze Familiengeschichte. Tatsächlich trieben die ­Puccios im Buenos Aires der 80er-Jahre ihr Unwesen, bis sie 1985 festgenommen wurden. Eine solche Familie konnte es so wohl nur in Argentiniens Umbruchphase zur Demokratie geben, als die Menschen lieber nicht nachfragten, was um sie herum geschieht. So hatte angeblich auch niemand dieser ehrenwerten Familie derartiges zugetraut, die bald zum nationalen Faszinosum wurde. Regisseur Pablo Trapero macht aus dem Stoff ein vielschichtiges Gangsterpor­trät und ein spannendes Drama über die politische Korruption.

„El Clan“ El Clan, ARG/E 2015, 108 Min.,
ab 16 J., R: Pablo Trapero, D: Guillermo Francella, Peter Lanzani, Lili Popovich, täglich im Holi, Studio, Zeise, 3001; elclan-derfilm.de