Beim berühmtesten Filmpreis gibt es für alle Nominierten Firmengeschenke. Wert: 200.000 Dollar. Dagegen klagen jetzt die Veranstalter

Am 28. Februar werden in Los Angeles die Oscars verliehen. Eines steht in diesem Jahr jetzt schon fest: Der im Vorfeld verbreitete Slogan „Jeder gewinnt“ wackelt bedrohlich. Der Lockruf zielt nämlich auf die Präsente, die jeder Nominierte einsacken darf, eine Art Geschenktüte, die den Materialwert – nur zum Vergleich – der 35 Zentimeter großen Sieger-Trophäe mit kümmerlichen 300 Dollar um einiges übersteigt.

Grob zusammengerechnet, addieren sich die Luxusgaben auf 200.000 Dollar. 120.000 waren es vor einem Jahr. Wie schafft man das mit Werbe­artikeln wie der neuen Haarpflegeserie aus London oder der Bodylotion, auch wenn sie mit Diamantenstaub angereichert ist? Und die sechs Packungen Schweizer Luxustoilettenpapier „nur“ mit 275 Dollar zu Buche schlagen? Peanuts sind die Anti-Schweiß-Pads für strapazierte Achselhöhlen oder der Vibrator in Lichtwellenausführung.

Preislich interessant wird’s mit den beiliegenden Gutscheinen, darunter für eine Reise nach Israel (55.000 Dollar) oder Japan (45.000 Dollar) sowie Kurzaufenthalte in italienischen Luxusherbergen (10.000 Dollar). Schwerer kalkulieren lässt sich die edle Hautcreme, die als lebenslanger Vorrat angelegt ist. Im höheren vierstelligen Bereich bewegen sich die Spa-Anwendungen samt Laserstraffungen der Haut oder – leider nur für Damen – ein „Vampire Breast Lift“, eine Straffung der Brust mithilfe von Eigenblut.

Jetzt reicht’s aber wirklich. Das dachten sich auch die Veranstalter beim Anblick der Geschenkeliste und verklagten nun die Marketingfirma – die sich das alles für die 25 Top-Anwärter ausgedacht hatte – wegen Verletzung des Urheberrechts. Die großspurige Vermarktung der Produkte erwecke den Eindruck, die federführende Akademie und ihre Oscars stehe hinter dem Geschenke-Getüte.

Bleibt die Frage: Greifen die Stars dennoch zu? Oder machen sie’s wie George Clooney vor Jahren? Er ließ seine Präsente für einen guten Zweck versteigern. Danach gingen 45.000 Dollar an die Opfer des Hurrikans „Katrina“.