Bremerhaven . Es ging um eine neue Serie, der Redakteur der “Nordsee-Zeitung“ wollte sich Dienstwaffen erklären lassen. Dann wurde der Reporter angeschossen.

Noch aus dem Rettungswagen verschickte er eine SMS an seine Redaktion. "Kein Witz: Wurde auf Polizeiwache angeschossen." So ähnlich formulierte es ein 44 Jahre alter Redakteur der "Nordsee-Zeitung", der bei einer Recherche auf einer Polizeiwache in Bremerhaven einen Oberschenkeldurchschuss erlitt. Der Journalist wollte sich im Rahmen einer Recherche für eine neue Serie Dienstwaffen erklären lassen. Die Polizei hatte dazu eigens ihren größten Experten aufgeboten. Doch offenbar waren nicht alle Waffen zur Vorführung von Munition befreit.

Ein Projektil löste sich aus einer Waffe und durchschlug den Oberschenkel des Reporters. Er wurde sofort notdürftig versorgt und ins Krankenhaus gebracht. Nach dem ersten Schock in der Redaktion teilte die "Nordsee-Zeitung" mit, es bestehe keine Lebensgefahr und man erwarte den Redakteur schon bald wieder bei der Arbeit. Die 13-teilige Polizeiserie werde fortgesetzt.

Chefredakteur Christian Klose sagte: "Wir möchten es dennoch nicht versäumen, zu loben, dass die Bremerhavener Polizei direkt nach dem Vorfall sehr offen und transparent gegenüber der Nordsee-Zeitung, aber auch gegenüber allen anderen Medien mit diesem Thema umgegangen ist. Wir hatten keinesfalls den Eindruck, dass die Polizei den Vorfall herunterspielen oder verheimlichen wollte, sondern aus unserer Sicht sehr professionell damit umgegangen ist."

Der Leiter der Ortspolizeibehörde, Harry Götze, sagte, der Fall werde untersucht. Auch die Staatsanwaltschaft wird ermitteln, wie es zu dem Unfall kommen konnte. „Eigentlich darf das nicht passieren“, sagte Götze. Bei der Präsentation von Waffen verstehe es sich von selbst, dass sie ungeladen seien. Alle vorgeführten Waffen seien beschlagnahmt und untersucht worden. In keiner habe sich Munition befunden.

Bei der Vorführung der Waffen waren ein Pressesprecher der Ortspolizei und ein Trainer für die Anwendung von Schusswaffen anwesend. Der 45-jährige Ausbilder habe den Schuss ausgelöst, sagte Götze. Beide Beamten hätten sich nach dem Unfall krankgemeldet. Neben den staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen würden auch dienstrechtliche Konsequenzen geprüft.