Norderstedt. Die Ju-Jutsu-Kämpferinnen Katharina und Lea Kienitz starten in diesem Jahr in einer Altersklasse. Bei den Kodokan Open trafen sie aufeinander

Kleine Rangeleien unter Geschwisterkindern kommen in den besten Familien vor. Auch Katharina, 16, und Lea Kienitz, 14, können ein Lied davon singen. Die beiden Schwestern gehen regelmäßig aufeinander los, und das nicht nur verbal. Die beiden Teenager schlagen, treten und werfen sich zudem gegenseitig auf den Boden. Hier und da landet eine der beiden im Schwitzkasten und schnappt anschließend nach Luft.

Für die beiden jungen Damen ist das völlig normal, denn ihr Sport heißt Ju-Jutsu. Und den betreibt das Duo seit der Kindheit äußerst erfolgreich beim Norderstedter Verein für Kampfsport und Selbstverteidigung, Kodokan. Gepunktet wird in den drei Bereichen Schlagen/Treten, Werfen und im Bodenkampf.

„Wir waren als Kinder recht klein und zart. Unsere Eltern meldeten uns deshalb beim Ju-Jutsu an“, sagt Katharina Kienitz. 2013 war das Duo schon einmal gemeinsam unterwegs, damals in der Altersklasse U15. Bei den Internationalen Kodokan Open in der Moorbekhalle trafen Katharina und Lea Kienitz nach drei Jahren Pause wieder aufeinander, denn beide müssen in diesem Jahr in der Altersklasse U18 starten. „Dass wir in Norderstedt zusammen in einer Kategorie antreten, war uns klar“, sagt Lea Kienitz, die sich ihrer älteren Schwester im direkten Duell in der Gewichtsklasse bis 48 Kilogramm nach Punkten geschlagen geben musste.

„Wir haben vorher darüber geredet und uns gesagt, dass wir das ganz normal auskämpfen werden“, so Katharina Kienitz. Martin Kienitz, der Vater der beiden Power-Schwestern, war bei der zweitägigen Veranstaltung als Turnierarzt vor Ort. Er sah ihrem Duell relativ gelassen entgegen. „Wenn die beiden gegeneinander kämpfen, bin ich ganz entspannt.“

In der Tat agierte vor allem Katharina im Auftaktkampf mit gebremstem Schaum. „Bei den anderen Konkurrentinnen bin ich mehr zur Sache gegangen. Ich wollte meiner Schwester ja auch nicht wehtun“, sagte sie.

Während dieses Duell über die volle Zeit von drei Minuten ging, machte Katharina Kienitz bei den restlichen Begegnungen kurzen Prozess und gewann jeweils vorzeitig. Eine Pause gönnte sich die quirlige Sportlerin indes nicht – direkt danach startete die Garstedterin auch in der Gewichtsklasse bis 52 Kilogramm und war auch dort eine Klasse für sich. In diesem Jahr möchte die Doppelsiegerin noch öfter international starten. Ihr Ziel ist die Teilnahme an der U18-Europameisterschaft im Oktober in Gelsenkirchen.

Katharinas Ziel ist die Teilnahme an der U18-Weltmeisterschaft im Oktober

Dort will die Gymnasiastin um den Titel mitkämpfen. Dass sie das Zeug zum Champion hat, steht außer Frage: 2013 holte sie sich in Athen den U15-Weltmeistertitel, 2014 folgte der Sieg bei der U18-Europameisterschaft in Lund (Schweden). Hinzu kamen zwei nationale Titel in der U18-Klasse. Dass sie überhaupt so erfolgreich ist, verdankt sie nicht nur ihren Eltern, die sie als Kind bei Kodokan angemeldet haben. „Meine Schwester und ich gehen seit zwei Jahren auf das Heidberg-Gymnasium. Dort haben wir statt Wahlpflichtkursen wie Musik oder Kunst eben Ju-Jutsu genommen“, sagt Katharina Kienitz. Auf der Sportschule trainieren die Kodokan-Talente zweimal pro Woche vormittags eineinhalb Stunden lang unter der Regie ihres Vereinscoaches Stefan Jacobs.

Jacobs unterrichtet dort die schleswig-holsteinischen Kaderathleten und auch die Hamburger Auswahlsportler im Ju-Jutsu. „Diese Zusatzeinheiten haben uns unheimlich viel gebracht“, sagt Katharina Kienitz, die ansonsten im Gymnasium Harksheide, im Dofo von TuRa Harksheide und in der Horst-Embacher-Schule am Aurikelstieg trainiert.

Milena Kräenbring und Tom Wendeborn freuen sich auf Madrid

Große Ambitionen haben auch die beiden Kodokan-Mitglieder Milena Kräenbring, 19, und Tom Wendeborn, 18. Sie starten bei den U21-Weltmeisterschaften, die vom 17. bis 19. März in Madrid stattfinden. Beide waren schon 2015 bei den Welttitelkämpfen in Athen am Start und belegten jeweils Platz neun. „Wenn man antritt, will man natürlich auch gewinnen. Das Ziel ist auf jeden Fall ein Treppchenplatz“, sagt Tom Wendeborn, der in Quickborn unter der Regie von Ashot Arustamjan, John Darboven und Christian Birmele trainiert.

Bei den Kodokan Open in der Moorbekhalle setzte sich der Quickborner gegen die U21-Konkurrenz in der Gewichtsklasse bis 85 Kilogramm – unter anderem auch gegen seinen Nationalmannschaftskollegen Max Strauch (KSC Hanau) – durch. Weniger Glück hatte Milena Kräenbring. Die 19-jährige Kellinghusenerin musste mit Schulterschmerzen aufgeben. „Ich bin nach Rücksprache mit meinen Trainern nach dem ersten Kampf vorsichtshalber ausgestiegen.“

Die internationalen Kodokan Open waren für den Ausrichter ein voller Erfolg. Neben fünf Goldmedaillen im Fighting setzten sich die Norderstedter Sportler auch dreimal im Ne-Waza durch. Diese Form des Bodenkampfes wird erst seit zwei Jahren vom deutschen Ju-Jutsuverband auf nationaler Ebene als Wettbewerb angeboten. Bei Kodokan leitet Marco Göbel das Training.

„Ein Ne-Waza-Kampf dauert sechs Minuten lang, bewertet werden verschiedene Haltetechniken. Langweilig ist das auf keinen Fall. Und für die Ju-Jutsu-Athleten ist dies eine gute Möglichkeit, ihre Technik im Bodenbereich zu verbessern“, sagt der Coach. Bei der ersten deutschen Ne-Waza-Meisterschaft holten mit Leon Wehowsky und Oliver Schneider zwei Kodokan-Sportler Gold. 2015 triumphierte Wehowsky erneut, siegreich waren zudem Christian Schneider und Fabian Mußbach.

Weitere Infos zum Ju-Jutsu und zum Ne-Waza gibt es auch im Internet.

www.kodokan.info