München.

Wenn das Herz bricht, kann das sehr weh tun. Nicht nur seelisch, auch körperlich. Herzschmerz ist keine sentimentale Einbildung, Stress und Kummer können sogar Symptome wie bei einem Infarkt auslösen. Experten sprechen dann vom Broken-Heart-Syndrom.

Kardiologen befassen sich damit seit Anfang der 90er-Jahre. Die sogenannte Stress-Kardiomyopathie kann bei schweren Verlusten, Trennungen und psychischer Belastung auftreten, berichtet Jürgen Pache, Chefarzt der Kardiologie an der Schön Klinik Starnberger See. Die Erkrankung geht mit ähnlichen Symptomen einher wie ein Infarkt: Das Herz krampft sich zusammen, die Brust schmerzt. Ursache ist aber keine verschlossene Ader, sondern eine stressbedingte Verengung der Herzkranzgefäße und damit eine Funktionsstörung des Herzmuskels. „Betroffen sind Menschen, die plötzlich existenziell in Not sind, etwa weil plötzlich die ganze Lebensgrundlage entzogen ist“, sagt Pache. Allerdings kann das Syndrom auch nach körperlicher Belastung oder im Zusammenhang mit sehr starken körperlichen Schmerzen auftreten, die ihrerseits psychischen Stress verursachen. In einem Drittel der Fälle ist keine Ursache feststellbar. Wie gefährlich die Stress-Kardiomyopathie wirklich ist, wird noch erforscht. In der Regel heilt sie ohne Folgen aus.

Psychischer Stress wie Trennung oder Mobbing können auch den Blutdruck nach oben treiben. „Das sind extreme psychische Belastungen, die ganz gewaltige Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System haben“, sagt Pache. Menschen mit Liebeskummer berichten oft von Schmerzen in der Herzgegend, auch wenn sie meist ohne medizinische Hilfe auskommen. Verspannungen, Bauchschmerzen, Schlaflosigkeit, innere Unruhe, eingeschränkte Leistungsfähigkeit und ein geschwächtes Immunsystem – Liebeskummer kann den Körper beinträchtigen, wie Iris Hauth, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde, erläutert.

Experimente in den USA hätten gezeigt, dass seelischer Schmerz und soziale Zurückweisung im Gehirn ähnliche Regionen aktivieren wie körperlicher Schmerz, sagt Hauth. „Es gibt einige wenige Studien, die die seelische Verarbeitung von Liebeskummer mit funktioneller Kernspintomografie darstellen.“

Obwohl fast jeder Mensch im Laufe seines Lebens Trennung, Schmerz und unerfüllte Liebe durchleidet: „Der Liebeskummer an sich ist wissenschaftlich relativ schlecht untersucht“, sagt Hauth. Doch dass enttäuschte Liebe in manchen Fällen suizidal endet, hat Johann Wolfgang von Goethe in „Die Leiden des jungen Werther“ eindrücklich beschrieben.