Hamburg. Die gebürtigen Hamburger sind längst in der Minderheit. Die Top 100 der Städte, aus der die Zugezogenen stammen

Wer hätte das gedacht: Nicht einmal jeder zweite Bewohner der Hansestadt ist ein „echter“ Hamburger. Von den 1.762.791 gemeldeten Bürgern sind „nur“ 800.062 hier geboren (Stand: 31.12.2014). Die übrigen 962.729 sind entweder Zuzügler aus den anderen 15 Bundesländern oder stammen aus 1200 Geburtsorten in 180 Ländern.

Das Hamburger Abendblatt wollte jedoch genau wissen: Woher stammen all diese Neu-Hamburger? Aus welchen Groß- und Kleinstädten hat es sie an Elbe und Alster verschlagen? Und welche weiterführenden Informationen oder Trends könnte man aus diesen Zahlen ableiten?

Um diese Fragen zu beantworten, hat das Abendblatt mit Unterstützung des Statistikamtes Nord den ersten Zuzügler-Atlas für Hamburg erstellt – und der beinhaltet so manche Überraschung: So sind etwa mehr Afghanen mit dem Geburtsort Kabul, nämlich 11.267, in Hamburg gemeldet als gebürtige Kieler (11.022). Auch für 8601 hier gemeldete, gebürtige Teheraner besitzt die Hansestadt eine starke, durch die lange Kaufmannstradition historisch begründbare, Anziehungskraft.

Doch erst seit der Flüchtlingswelle nach der islamischen Revolution im Jahre 1979 gilt die iranische Community in Hamburg nach der in London als die zweitgrößte in Europa: Denn wer aus seiner Heimat fliehen muss, orientiert sich bei seinem Ziel in der Fremde häufig dorthin, wo bereits viele seiner Landsleute leben.

Mehr Zuzügler stammen lediglich aus dem unangefochtenen Spitzenreiter Berlin (24.887), aus Reinbek (12.625), Kabul (11.267), Kiel (11.022), Bremen (10.692), Rostock (9717), Lübeck (9490) und Hannover (8973). Auch, dass mit Danzig (Gdansk, 6095), Stettin (Szczecin, 4299), Breslau (Wroclaw, 2583) und Gdingen (Gdyna, 2328) gleich vier polnische Großstädte in der Top-20-Liste der Zuwanderer-Städte aus dem Ausland vertreten sind, dürfte niemanden sonderlich wundern; Nicht wenige der älteren Hamburger stammen schließlich aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten.

Dafür erscheint die große Zahl der in Hamburg gemeldeten Afrikaner aus der ghanaischen Hauptstadt Accra (2571) erstaunlich, was aber durch die internationale Seeschifffahrt erklärt werden kann. Und überraschend ist es wohl auch, dass nur 1930 Türken hier leben, die in der Millionenstadt Istanbul geboren wurden. Denn Zugewanderte aus der Türkei stammen häufig als ländlichen Gebiete Anatoliens. Bei der Abendblatt-Erhebung konnten nur die Geburtsorte berücksichtigt werden, aus denen mindestens 100 Neu-Hamburger stammen.

Die mit der aktuellen Flüchtlingskrise verbundenen Zuzugszahlen konnten ebenfalls kaum in die Statistik einfließen. So besaßen zum Stichtag der Erhebung lediglich 1522 Syrer, 605 Iraker, 202 Äthiopier und 200 Eritreer eine Hamburger Meldeadresse, die der Vorgabe der Statistik entsprechen.

Vom kommendem Montag an ist der interaktive Hamburger Zugezogenen-Atlas online. Dann können Sie mit einem Klick herausfinden, wie viele Menschen aus Ihrem Geburtsort außerdem in Hamburg leben. Wenn Sie also zum Beispiel von der Insel Helgoland stammen sollten, dann sind Sie einer von 135 Insulanern.

Seite 13 Die Top-100-Liste der Zuzügler